Nachdem Capcom seine gefühlt tausend Versionen von Street Fighter IV (OnPSX Review) veröffentlicht hat, wurde es mal wieder Zeit für ein neues Tekken-Spiel, was Namco Bandai mit Tekken Tag Tournament 2 auch prompt liefert. Ob das Spiel mit einem KO aufgeben muss oder als Sieger aus dem Ring steigt, klären wir in unserem Review.
Mit dem Zweiten kämpft man besser
Leider müssen wir gleich mit einem Minuspunkt beginnen. Denn anders als die meisten anderen Tekken-Spiele enthält Tekken Tag Tournament 2 keine halbwegs zusammenhängende Geschichte mehr. Kein King of the Iron Fist Turnier oder ähnliches. Scheinbar braucht man heutzutage keinen Grund mehr, um dem gegenüber die Visage zu polieren. Man muss sich zwar eingestehen, dass die Geschichten der Tekken-Spiele noch nie Oscar würdig waren, aber immerhin haben sie etwas Abwechslung in den tristen Beat `em Up Alltag gebracht. Aber genug gemeckert. Denn die Stärken von Tekken Tag Tournament 2 liegen ganz wo anders. Nämlich im Gameplay, was im Grunde gleich geblieben ist. Noch immer sind die Gliedmaßen auf die vier Aktionstasten verteilt und viele Kombos haben sich im Vergleich zu den Vorgängern nicht verändert. Jedoch gibt es eine kleine, aber durchaus gravierende Veränderung gegenüber Tekken 6. Denn statt nur mit einem Charakter zu kämpfen, muss man nun mit zwei Kämpfern in den Ring steigen. Das gibt dem etwas angestaubten Tekken-Gameplay wieder die nötige Würze und sorgt für unzählige neue Möglichkeiten. Zwar kämpft man weiterhin nur mit einem Spieler zur gleichen Zeit, aber dafür kann man nun den zweiten Spieler geschickt in seine Kombos einbauen. Das reicht von simplen Würfen, wo der zweite Spieler zur Hilfe eilt, bis hin zu mächtigen Jugglings bei denen der Gegner im Grunde hilflos ausgeliefert ist. Hinter den sogenannten Jugglings verstecken sich übrigens Luftkombos mit denen man den Gegner in der Luft hält und ihn so am Abwehren hindert. Der Schlüssel zum Erfolg geht ganz klar über diese Kombinationen, aber auch hier ist das richtige Timing gefragt, welches man sich erst antrainieren muss. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Neben den Tag-Teams sind nun übrigens auch erstmals zerstörbare Arenen mit von der Partie, die man schon aus Dead or Alive 4 kennen dürfte. So gibt es nun manchmal Stellen, an denen man seinen Gegner durch den Boden eine Ebene tiefer befördern kann, oder ihn von Geländern herunterschubsen darf, um sich so einen Vorteil zu verschaffen. Übrigens verfügt Tekken Tag Tournament 2 über das größte Charakterangebot von allen Tekken-Spielen, wodurch man nahezu jede Figur wählen kann, die je in einem Spiel aufgetaucht ist. Glücklicherweise muss man sich keine Sorgen ums Balancing machen, denn die Entwickler haben trotz der Anzahl darauf geachtet, dass kein Charakter einen gravierenden Vorteil gegenüber dem Rest hat, wodurch man im Grunde nach Lust und Laune wählen kann und man auch online nie auf die gleichen 1-2 Charaktere trifft, wie in anderen Spielen, weil diese besser sind.
Der arme Bob bekommt gleich von zwei Weibern was aufs Maul
Modi hier, Modi dort
Wie bereits erwähnt, gibt es keinen Story-Modus mehr, aber den dürfte man nicht lange vermissen. Denn Tekken Tag Tournament 2 bietet eine Vielzahl an Spielmodi, ja vielleicht die größte Anzahl an Modi, die man je in einem Beat ´em Up gesehen hat. Denn da gäbe es nun einen Arcade-Modus, Geisterkämpfe, klassische Vs. und Team-Battles, einen umfangreichen Trainings-Modus, Paar-Kämpfe, um zu viert spielen zu können und das sogenannte Kampflabor. Hier versteckt sich eine Art Tutorial-Modus für die Neulinge, damit diese die Grundlagen des Gameplays verstehen und auch verinnerlichen. Dazu gibt es fünf kurze Level, die sich je auf einen Bereich konzentrieren und diesen dann mit einem üben, indem man zum Beispiel eine ganze Welle an Angriffen abwehren muss oder das richtige Timing bei Tag-Angriffen lernen darf. Für den ein oder anderen mag das wie Schnee von gestern klingen, aber die Aufmachung, sowie die Aufgaben sind eine gute Übung und bieten dank mehrerer Anforderungslevel auch genügend Herausforderung für bessere Spieler. Zudem kann man sich am Ende mit seinen erspielten Punkten quasi seinen eigenen Lieblingskämpfer zusammenstellen, der dann je nach Wunsch bestimmte Attacken von anderen Kämpfern übernimmt.
Lag? Was ist das?
Bislang haben wir nur über die Offline-Modi gesprochen, doch natürlich verfügt auch Tekken Tag Tournament 2 über einen Online-Modus, wobei sich die Vorfreude hier in Grenzen erhielt. Immerhin sind Spiele wie Tekken darauf ausgelegt, dass die eigenen Eingaben ohne Verzögerung im Spiel ausgeführt werden und bislang war dies Online eher schlecht als recht gelöst mit vielen Verzögerungen und anderen Ärgernissen. Doch diese gehören nun der Vergangenheit an. Denn wie auch immer hat es Namco Bandai endlich geschafft den Online-Modus ohne Lags auskommen zu lassen. Ich hab einige dutzend Spiele online gespielt und mir sind keinerlei Unterschiede im Timing der Kombos oder ähnlichem merklich aufgefallen, was klar für das Spiel spricht. Für Beat `em Up Fans dürfte hier wohl ein Traum in Erfüllung gehen, wobei man auch sagen muss, dass es hier vielleicht auch auf die Leitungsstabilität ankommt. Denn dank diverser Suchmöglichkeiten im Spiel, kann man die Gegner gut einschränken und beispielsweise nur mit Leuten mit einer Top-Verbindung spielen. Sollte es während des Spiels trotzdem mal zu Internetproblemen kommen, synchronisiert das Spiel die Eingaben und verlangsamt für beide Personen das Spielgeschehen, dass dadurch niemand einen Nachteil hat, da die Eingaben weiterhin präzise übergeben werden. Das Spiel läuft nur in einer Art Zeitlupe, was aber auch ärgerlich ist. Trotzdem immer noch besser, als Sprünge, wild umherspringende Gegner oder gar Verbindungsabbrüche. Leider muss man noch sagen, dass die starke Sortierung bei den Spielern dafür sorgt, dass das Matchmaking teilweise Probleme hat passende Gegner zu finden. Denn sowohl im Ranglisten-Modus als auch im freien Spiel kann es schon mal vorkommen, dass das Matchmaking mehrere Minuten nach einem Gegner sucht. Zwar kann man diese Zeit in einem Trainings-Modus überbrücken, aber leider fehlen hier wiederum essentielle Dinge, wie eine Befehlsliste, sodass die Warterei zur echten Geduldsprobe wird.
Im Trainings-Modus könnt ihr eure Fähigkeiten verbessern
Nehme ich diesen Hut oder doch die Nylon-Strumpfhose?
Wie schon in Tekken 6 darf natürlich auch hier nicht der umfangreiche Ausrüstungs-Part fehlen. Denn wenn euch das normale Aussehen der Figuren nicht passt, könnt ihr sie nun nach Lust und Laune neu gestalten, wobei ihr Zugriff auf eine schier unendliche Anzahl an Gegenständen habt, welche von simplen Dingen wie schicken Sakkos bis hin zu Feenflügeln und ähnlichem reichen, um eurer Fantasie keine Grenzen zu setzen. Man kann manche Charaktere sogar mit Waffen ausstatten, die erstmals im Kampf eingesetzt werden können. Glücklicherweise gibt es dadurch keine Balancing-Probleme und die meisten verzichten auch auf dieses Feature. Sehr löblich ist übrigens, dass man bis zu 10 dieser Outfits pro Charakter speichern kann, um für jeden Tag das passende Outfit zu haben. Neuerdings macht man aber nicht nur bei den Kostümen halt, sondern kann auch die Musik im Spiel anpassen. Dank Tekken Tunes könnt ihr nun nämlich für einzelne Menüs oder Arenen eure Lieblingssongs aus dem Tekken Soundtrack oder eurer Festplatte auswählen und so nervige Songs ausblenden.
Noch nie war Kämpfen schöner
Nachdem sich die Entwickler schon bei dem Gameplay keine Blöße gegeben haben, wurde sich auch bei der Technik ins Zeug gelegt, sodass das Spiel in soliden 720p mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde läuft, was für ein besonders flüssiges Spielerlebnis sorgt. Aber auch ansonsten ist das Bild sehr sauber und frei von nervigem Tearing oder großartigem Aliasing. Hier gibt es definitiv nichts zu beanstanden, genauso wie beim Soundtrack, welcher Tekken-typisch mit vielen coolen Beats und Elektro-Klängen daherkommt und größtenteils Ohrwurm-Charakter hat.
3D ist schick, aber nicht praktisch
Um dem aktuellen Trend nachzugehen, bietet auch Tekken Tag Tournament 2 einen 3D-Modus an. Dabei präsentiert sich der Effekt zwar durchaus nett und bietet gute Tiefenverhältnisse, aber einen wirklichen Vorteil hat man dadurch nicht. Das liegt vor allem daran, dass das Spiel nun nicht mehr in 60 Bildern pro Sekunde läuft, sondern viel Stärker mit einem flüssigen Spielablauf zu kämpfen hat. Zudem werden diverse Effekte abgeschaltet und im Grunde hat man nur Nachteile, weswegen man den 3D-Modus in die Schublade „Nettes Gimmick, mehr nicht“ stecken kann.
Viele Stages, viele Kämpfer, viele Spielmodi...
We are Tekken
Wie die meisten Spiele hat auch Tekken Tag Tournament 2 eine Special Edition erhalten, welche auf den Namen We are Tekken Edition hört und für fast keinen Mehrpreis viele Extras für Fans bereithält. So gibt es für das Spiel ein tolles Steelbook mit dem Spiel und einem Entwicklervideo aus Tokyo, was viele Hintergrundinformationen bereithält, sowie zwei CDs mit dem Soundtrack des Spiels. Auf der einen CD befinden sich MP3 Dateien mit allen Songs aus dem Spiel und auf der anderen ein paar coole Remixes als Audio CD, welche auch in alten CD-Playern problemlos laufen sollten. Kaufgrund Nummer 1 dürfte aber ein Artbook sein, welches über Informationen zu den einzelnen Charakteren, sowie eine Vielzahl an wirklich tollen Artworks aus dem Spiel verfügt. Leider muss man hier sagen, dass das Buch komplett in Englisch gehalten ist, was manche abschrecken dürfte.
FAZIT:
Der Hype und dementsprechend die Erwartungen an Tekken Tag Tournament 2 waren riesig, aber was soll man groß sagen, außer dass diese ausnahmslos erfüllt wurden? Ok, ein Story-Modus fehlt und auch das Matchmaking dürfte noch etwas Feintuning gebrauchen, aber ansonsten erhält man das wohl rundeste und umfangreichste Beat `em Up dieser Generation mit einem Online-Modus der die Messlatte in dem Genre ein ganzes Stück hochgesetzt hat. Das tolle an Tekken Tag Tournament 2 ist aber, dass Neulinge einen schnellen Einstieg finden und das Spiel sie dann behutsam an die fortgeschrittenen Techniken führt und gleichzeitig erfahrene Spieler direkt Online oder Offline mit ihren Techniken loslegen können. Kaum ein Beat `em Up versteht es so gut Neulinge und Profis unter einen Dach zu bringen und alle zufrieden zu stellen, sodass am Ende der Titel bestes Beat `em Up der PS3 ganz klar an Tekken Tag Tournament 2 geht.
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