Nach dem epischen Ende der Trilogie von God of War auf der PS3 war es relativ überraschend, dass Sony noch gegen Ende dieser Konsolengeneration mit God of War: Ascension ein Spin-Off der Serie bringt. Viele hatten Sorgen, dass es nur ein lauwarmer Aufguss werden würde, um nochmal etwas Geld für einen echten Nachfolger zu sammeln. Ob diese Sorgen berechtigt waren oder nicht klären wir in diesem Review.
Wie breche ich einen Eid
Die Geschichte von God of War: Ascension ist recht kurz erzählt. Kratos hat dem Kriegsgott Ares einen Bluteid geschworen und möchte diesen nun brechen, was wiederum den Furien ganz und gar nicht gefällt, welche sich für die Einhaltung solcher Abmachungen einsetzen. Deshalb beginnt auch das Spiel damit, dass ihr ein Gefangener seid und man euch wieder etwas Vernunft eintrichtern möchte, aber natürlich kann sich Kratos befreien und so beginnt ein langer Weg, um die drei Furienschwestern zu besiegen und sich somit auch vom Eid mit Ares loszulösen. Dabei findet das Spiel genau genommen während zwei Zeitpunkten statt, zwischen denen man hin- und herspringt, aber leider kann man mit diesen wenigen Sätzen die ganze Geschichte zusammenfassen und viel mehr erfährt man auch im Spiel selbst nicht. Zwar sind Geschichten in Hack`n Slays nie herausragend und auch die God of War Serie bestach noch nie durch eine Oscarreife Geschichte, aber was hier geboten wird, ist wirklich schwach. Da boten selbst die PSP Spin-Offs mehr Story und man erfährt nicht wirklich etwas über Kratos und seine Vergangenheit. Dabei fällt der Einstieg des Spiels vor allem verglichen mit God of War 3 fast schon stinklangweilig aus. Zugegebenermaßen ist das Intro aus God of War 3 schwer zu toppen, aber hier kommt nicht unbedingt der Wille auf weiterzuspielen. Glücklicherweise fängt sich das Geschehen immer mehr und spätestens nach der Hälfte des Spiels erhält man das gewohnte God of War Feeling und möchte auch unbedingt zum befriedigenden Ende kommen.
Die Bildqualität in "Ascension" ist phänomenal
Aus alt mach neu
Auf den ersten Blick könnte man meinen das sich am Kampfsystem bzw. dem allgemeinen Gameplay der God of War Serie nichts geändert hat, was auch nicht ganz falsch ist. Denn im Kern ist God of War immer noch das selbe Hack`n Slay und Kenner der Serie dürften sich auch recht schnell zurecht finden. Trotzdem haben die Entwickler einige grundlegende Änderungen vorgenommen, die leider nicht alle vorteilhaft ausfallen. Da wäre vor allem der Konter zu erwähnen, der nun mit der Tastenkombination L1+X ausgeführt wird. An sich absolut kein Problem, da auch viele andere Hack`n Slays eine Tastenkombination dazu nutzen. Das Problem hierbei ist jedoch, dass man sich nach einem Angriff einen kurzen Moment in der Abwehr befinden muss, bevor man einen zweiten Angriff kontern kann. Leider ist dieser Moment so schlecht einschätzbar, dass man das Timing zum Kontern völlig falsch einschätzt und so öfters getroffen wird, als eigentlich nötig. Besser ausgefallen sind da die Einführung der Rage-Anzeige. Denn anstatt nun auch so tolle Angriffe und Kombos ausführen zu können, muss man erst eine Rage-Anzeige füllen. Diese füllt sich während des Kämpfens mit erfolgreichen Kombos und je weiter sie gefüllt ist, desto beeindruckender und stärker werden die Kombos. Ist die Anzeige komplett aufgefüllt, kann man dann noch einen mächtigen Angriff ausführen, der einem den Kampf erleichtern sollte. Ebenfalls neu ist, dass man im Spiel keine neuen Waffen mehr freischaltet, wie früher. Von Anfang bis Ende nutzt man also nur die Chaosklingen. Das stimmt jedoch nur fast, denn Gegner können Waffen verlieren, welche man selber wiederum aufnehmen kann. Mit diesen Zweitwaffen kann man dann angreifen und spezielle Eigenschaften dieser nutzen. So kann man mit einem Schild mächtige Rammattacken ausführen, während ein Speer wie eine Fernkampfwaffe funktioniert. Auch neu ist die Möglichkeit die Gegner mit einem Haken zu greifen und sie dann gegen andere Gegner zu schleudern oder sie zu sich zu ziehen. Die letzte große Änderung präsentiert sich in Form der Magie. Es gibt zwar immer noch vier Arten und man kann sie auf einen „Schlag“ ausführen, aber neuerdings befeuern sie einen die ganze Zeit. Das heißt, wenn man die Feuermagie auswählt, dass man mit seinen Klingen immer auch etwas Feuerschaden austeilt und so gegen manche Gegner einen Vorteil hat usw. Im Kern bleibt das Spielgeschehen also gleich und man gewöhnt sich auch schnell an die Änderung, was abgesehen vom Konter auch durchwegs positiv ausgefallen ist. Problematischer sind da manche Kämpfe bzw. die Kamera bei diesen. Diese zoomt nämlich vor allem in den ersten Spielstunden bei manchen Kämpfen soweit heraus, dass Kratos nur noch ein Punkt auf dem Bildschirm ist und man gar nicht mehr erkennt, was da eigentlich gerade passiert. Zwar sieht man so, wie wunderschön die weite Welt aussieht, aber das Kämpfen wird zum Frust. Hinzu kommt, dass die Schwierigkeit oftmals damit einhergeht, dass man nicht gegen besonders intelligente Gegner antritt, sondern einfach gegen eine Vielzahl an Gegnern. So darf man sich schon mal gegen 10 Gegner gleichzeitig zur Wehr setzen und kommt gar nicht mehr aus dem Block heraus. Da hilft es meist nur einen Gegner zu greifen und ihn umherzuschleudern, da man dann etwas mehr Schaden verteilt und kurze Zeit unverwundbar ist. Leider geht das aber auch nicht mit allen Gegnertypen.
Auch im aktuellen Spiel, gibts wieder Rätsel
Kratos gegen die ganze Welt
Mit die größte Neuerung des ganzen Spiels dürfte der Online-Modus in God of War: Ascension sein. Denn erstmals in einem God of War Spiel kann man online gegen andere Spieler antreten. Dies funktioniert so, dass man sich einen eigenen Charakter erstellt und dann einen Gott als Patron auswählt. Mit Zeus erhält man so zum Beispiel die Elektrizität als besondere Magie bzw. Unterstützung, mit Ares das Feuer, mit Hades die Schatten usw. Dabei ändert sich die Gameplaymechanik ein wenig verglichen zum Singleplayer. Denn statt immer mit den Chaosklingen unterwegs zu sein, kann man nur Schwert, Hammer, Speer & Co nutzen. Jede Waffe hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und sorgt so für unterschiedliche Spielertypen. Auch diverse Angriffe können nicht immer ausgeführt werden, sondern müssen sich erst wieder aufladen. Im Kern bleibt das Spiel aber gleich und nur die Details ändern sich. Die Spielmodi sind da schon interessanter, wobei man hier nur die klassischen Online-Spielmodi erhält. So gibt es ein Deathmatch, einen Capture the Flag Modus und auch einen Modus, in dem man Basen einnehmen darf. Zudem wurden die Prüfungen nun in den Online-Modus verfrachtet und können neuerdings auch mit einem Freund gespielt werden. Ansonsten sind alle Spielmodi auf vier oder acht Spieler ausgelegt und obwohl die Fans im Vorfeld berechtigterweise skeptisch waren, macht der Online-Modus durchaus Spaß dank interessanten Kämpfen und vielen Möglichkeiten bei der Charaktererstellung.
Keine antike Grafik
God of War 3 gehört selbst heute noch zu den wohl bestaussehendsten PS3 Spielen auf dem Markt und God of War: Ascension ist da keine Ausnahme. Die Entwickler haben wieder einmal das letzte aus der Konsole geholt und das merkt man vor allem in den Umgebungen, welche dieses mal noch größer und monumentaler ausfallen. Dabei bewegt sich oftmals alles, ganze Straßen oder Bergstücke werden zerstört und nebenbei bekämpft man noch einen großen Endgegner. Selten kommt die PS3 dabei aber so sehr ins Schwitzen, dass man mit Framerateeinbrüchen zu Kämpfen hat und oftmals steht man mit offenem Mund da, obwohl der rein technische Sprung zu God of War 3 eher minimal ist. Etwas enttäuschend fällt jedoch die Musikabmischung aus. Der Soundtrack bzw. die Musikuntermalung fallen nämlich viel zu leise aus, sodass viel von der ansonsten tollen Atmosphäre verloren geht. Wenn man in den Einstellungen selbst nachhilft, wird es deutlich besser. Schade ist auch, dass das Spiel mit einigen Bugs zu kämpfen hat, die einen Neustart ganzer Kapitel erfordern. Zum Glück erschien vor kurzem ein Update, welches diese Probleme weitestgehend beseitigt.
Der Multiplayermodus wirkt durchdacht
FAZIT:
God of War: Ascension ist gut, keine Frage. Aber irgendwie kann es nicht mehr so sehr packen, wie das epische God of War 3. Das liegt einerseits an der nicht erwähnenswerten Story und dem etwas schwachen Einstieg. Es fehlt dieser Feinschliff, die Perfektion, die man sonst von Sony Santa Monica gewohnt ist. Trotzdem ist God of War: Ascension eines der besseren Hack`n Slays auf dem Markt und durchaus ein würdiger Titel der Serie. Dies liegt auch am frischen Wind durch den Multiplayer, der zwar kein Kaufargument sein dürfte, aber die Langzeitmotivation deutlich erhöhen dürfte und für die ein oder andere Runde zwischendurch einlädt. Fans dürfen also weiterhin fast blind zuschlagen, auch wenn der letzte Kick irgendwie fehlt. Trotzdem entschädigt die tolle zweite Hälfte für das wirklich lahme Intro.
[ Review verfasst von crack-king ]
Die zweite Meinung:
Kollege crack-king ist etwas zu euphorisch mit seinem Review. Für mich ist „Ascension“ neben dem ersten PSP Ableger „Origins“ das schwächste God of War Spiel. Warum? Ersten interessiert mich der Multiplayermodus nicht die Bohne (obwohl er durchdacht ist und an sich gut funktioniert), aber ich brauche nicht in jedem Spiel irgendeine Ausrede um einen Onlinepass einzuführen. Zudem wirkt sich der starke Fokus auf diesen Aspekt nämlich auf den schwachen Einzelspielermodus aus. Eine quasi uninteressante und nicht vorhandene Story, öde Kulissen und ein verschlimmbessertes Kampfsystem sorgen für bestenfalls mäßigen Spielspaß. Davon abgesehen, macht sich für Serienkenner auch ein gewisses Gefühl der Übersättigung breit. Das Gegnerdesign ist gähnend langweilig, es gibt null interessante Charaktere im Spiel und die „neuen“ Kräfte von Kratos wirken aufgesetzt. Es wird mal Zeit für was Neues und damit meine ich keine Social-Features wie einen Mehrspielermodus. Wie wär‘s mal mit einer neuen Mythologie? Und beim nächsten Mal auch ein paar Tester anstellen – das neue Spiel strotzt nur so vor Bugs und Glitches.
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