Quantic Dream dürfte einigen ein Begriff sein. Immerhin sind sie für Spiele wie Fahrenheit und Heavy Rain verantwortlich, welche viel Wert auf eine gute Story und ein einzigartiges Spielerlebnis legten. Das gefiel dann zwar nicht jedem, hat das Entwicklerstudio aber trotzdem nicht davon abgehalten mit Beyond: Two Souls das nächste filmische Erlebnis zu erschaffen. Wie es sich bei uns im Test schlägt, erfahrt ihr hier.
Two Souls
In der Geschichte von Beyond: Two Souls geht es um das Mädchen Jodie, welche mit einer ganz besondere Gabe gesegnet wurde. Denn schon seit ihrer Geburt ist sie strikt mit einer übernatürlichen Existenz verbunden. Diese kann nicht nur mit Jodie kommunizieren, sondern auch ihre Umgebung manipulieren. Natürlich hat dies nicht nur Vorteile, da die Existenz durchaus eigenwillig agiert und so kommt es des öfteren zu Problemen. Daher ist es nicht überraschend, dass sich Regierung und Wissenschaft für Jodie interessieren und mehr über die Existenz erfahren möchten. Dabei muss Jodie auch feststellen, dass nicht jeder ihr gutes möchte und manche Leute auch wegen ihrer Gabe Angst vor ihr haben. Erzählt wird die Geschichte übrigens in Form eines Zeitstrahls auf dem man hin- und herspringt und so diverse Eindrücke aus ihrer Kindheit oder auch dem Erwachsenen-alter ohne chronologische Reihenfolge erhält. Anfangs mag das noch sehr verwirren und für eine gewisse Belanglosigkeit der Szenen sorgen, doch irgendwann gewöhnt man sich an die Zeitsprünge. Etwas weniger wäre hier möglicherweise mehr.
Aidens Sicht der Dinge
spielFILM
Spielerisch werden sich Fans von Heavy Rain nicht lange umgewöhnen müssen. Denn auch Beyond: Two Souls ist als interaktiver Spielfilm mit Adventure-Aspekten aufgezogen worden, wobei diverse Fehler aus dem Vorgänger verbessert wurden. Als Beispiel wäre da das Fortbewegen zu nennen. Während man in Heavy Rain noch ständig die R2-Taste drücken musste, kann man dies in Beyond: Two Souls wie auch in anderen Spielen per Analogstick bewerkstelligen. Dadurch werden fast alle Interaktionen mit der Umwelt auf den rechten Analogstick gelegt. Das sorgt zwar für eine sehr einfache Steuerung, aber manchmal auch für etwas Verwirrung. Denn Interaktionspunkte werden nur durch einen weißen Punkt symbolisiert. Ob man den rechten Stick nach links, oben oder unten bewegen muss, kann man aber nur erahnen und des öfteren liegt man falsch. Das merkt man vor allem in Kampfszenen, wo man die Bewegungen von Jodie und des Gegners deuten muss. Meist wird dies einfach zu einem Graus, wobei Fehler kaum bestraft werden. Dafür sind bei Gesprächen wieder die Aktionstasten gefragt und man weiß direkt, welche Taste welche Reaktion hervorruft. Zwar hat man ein gewisses Zeitfenster für die Entscheidung, welches aber deutlich großzügiger als bei Heavy Rain ist. Insgesamt scheint man die teilweise spielentscheidenden Entscheidungen aus Heavy Rain für zu riskant gehalten zu haben, sodass man nun die Entscheidungen kaum erkennt und wenn es welche gibt, die Auswirkungen sich in Grenzen halten. Dadurch fühlte sich Heavy Rain deutlich interaktiver und intensiver an, da man wusste, dass jeder Fehler Konsequenzen hatte. Beyond: Two Souls hingegen fühlt sich eher wie ein riesiger Spielfilm mit Unmengen an Quick-Time-Events an, da der Weg quasi immer vorgegeben ist und man nie wirklich diesen Weg verlassen kann. Nichtmal wirkliche Rätsel gibt es und meist muss man einfach nur nach vorne laufen bis die nächste Sequenz ausgelöst wird. Übrigens kann das Spiel sogar zu zweit gespielt werden, wobei dann der zweite Spieler nur die Kontrolle über die Existenz übernimmt. Wirklich nicht der Rede wert, genauso wie die Tatsache, dass man das Spiel auch komplett ohne Controller über ein Smartphone steuern kann. Dann wird die Steuerung jedoch noch minimalistischer als eh schon und irgendwie muss man nach dem Sinn der alternativen Steuerung fragen.
Offene Segmente gibt es nur selten
Cineastische Grafik
Technisch ist Beyond: Two Souls wirklich beeindruckend. Zwar haben die Entwickler natürlich kein Open-World Spiel geschaffen und die vom Spieler sichtbaren Gebiete sind eingeschränkt, aber trotzdem gehört Beyond: Two Souls zu den schönsten Spielen auf der PS3. Dies liegt unter anderem an den unterschiedlichen Umgebungen, aber vor allem an den wirklich real aussehenden Charakteren. Natürlich ist das auch der Tatsache zu verdanken, dass mit Ellen Page alias Jodie und William Dafoe zwei Schauspieler 1:1 ins Spiel übertragen wurden. Somit erhält man tolle Gesichtsausdrücke und butterweiche Animationen. Hinzu kommen noch beeindruckend detaillierte Körper und Kleidungsstücke, welche bislang sehr selten in diesem Detailgrad in anderen Spielen zu sehen waren. Aber auch musikalisch gibt es nichts zu meckern, da die Action auf dem Bildschirm immer passend untermalt wird und so für eine dichtere Atmosphäre sorgt.
Das ist nicht gerendert, sondern Spielgrafik - stilecht im Breitbild Kinoformat
FAZIT:
Das Beyond: Two Souls fast schon als Film durchgehen könnte, war auch vorher schon bekannt. Jedoch ist es überraschend, dass man nie das Gefühl los wird, dass man keinerlei Einfluss auf die Geschichte hat. Entscheidungen ziehen nur sehr selten größere Konsequenzen nach sich und so ist das Spiel eher Film als Spiel. Hinzu kommt, dass die Geschichte zwar durchaus interessant ist, aber vor allem am Anfang durch die häufigen Zeitsprünge wenig begeistern kann und erst kurz vor Schluss den Spieler packen kann. Wer also mit einem interaktiven Film keine Probleme hat, wird mit Beyond: Two Souls seinen Spaß haben. Wer jedoch schon bei Heavy Rain zu wenig Einfluss auf das Spiel hatte, sollte sich lieber nach einem anderen Spiel umschauen.
[ Review verfasst von crack-king ]
Kommantar von .ram
Persönlich bin ich vom Film… äh Spiel enttäuscht. Zum einen gibt es in „Beyond: Two Souls“ für meinen Geschmack etwas zu wenig Interaktion und zum anderen sind nicht alle Kapitel wirklich spannend inszeniert. Das ist wie bei so manchen Hollywood-Blockbustern heutzutage, die gerne mal 2,5 Stunden laufen – irgendwo gibt es hier und da ein paar Längen, um die Spielzeit zu strecken. Das gleiche Problem hat in meinen Augen auch „Beyond“. Es gibt Abschnitte, die sehr gut in Szene gesetzt wurden und eine tolle Atmosphäre vermitteln und dann gibt es reichlich Füllmaterial, dass zwar die Hintergrundgeschichte ausbauen soll, aber dort nicht immer einen guten Job macht (z.B. Partyszene). Auch finde ich Ellen Page nicht unbedingt die Idealbesetzung – vor allem Mitte Zwanzig wirkt die Gute noch wie 16. Vom Gameplay her darf man nicht zu viel erwarten, ein paar Tasten drücken und mal am Stick rütteln, reicht aus – deswegen kann man das Spiel sogar mit einem Handy spielen. „Heavy Rain“ bot in diesem Segment eindeutig mehr. Auch finde ich die Konsequenzen von Entscheidungen eher mäßig umgesetzt. Das Meiste ist davon lediglich kosmetischer Natur, wirkliche Auswirkungen haben die nicht. Dafür wurde die Steuerung weitaus intuitiver gestaltet. Vergleicht das Mal mit den Telltale Spielen wie „The Walking Dead“ – da wirken diese in Punkto Steuerung eher wie Relikte aus dem PS2 Zeitalter! Einzige Ausnahme sind die „offenen Abschnitte“, dort könnte die Steuerung agiler sein. Grafisch setzt der Titel dagegen Maßstäbe. Vor allem die Hauptfiguren sehen realistisch aus und sind gut animiert. Die tolle Musikuntermalung und die sehr gute deutsche Sprachausgabe (Kinosprecher von Page und DeFoe) werden nur manchmal vom durchschnittlichen Soundmix gestört (Sprache zu leise, Effekte zu laut). Insgesamt ist „Beyond: Two Souls“ also ein eher durchwachsenes Erlebnis, dass hätte besser ausfallen können.
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