Eines vorweg: Wem „The Walking Dead“ gefallen hat, dem dürfte auch die Umsetzung der „Fables” Comics in Form von „The Wolf Among Us” zusagen. Denn das Spielkonzept wurde quasi 1:1 vom letztjährigen Smash-Hit übernommen. Es gibt insgesamt fünf Episoden, die nach und nach erscheinen, jede Folge bietet eine an sich abgeschlossene Geschichte, die sich jedoch zu einem großen Ganzen zusammenfügen lässt. Auch darf man in jeder Episode mindestens zwei spielverändernde Entscheidungen treffen, die sich auf den weiteren Verlauf der Handlung auswirken.
Der große, böse, Wolf
Für alle, die die Story der Fables Comics (sehr zu empfehlen, gibt’s auch in Deutsch) nicht kennen, gibt es an dieser Stelle eine kleine Zusammenfassung: Fables sind Märchenfiguren, die aus ihren Heimatlanden durch einen furchteinflößenden Gegner vertrieben wurden und Zuflucht in der „Neuen Welt“ suchten. Nun leben Schneewittchen und Co. In ihrem eigenen kleinen Stadtteil in New York – unerkannt unter uns. Fabelwesen, die keine menschliche Gestalt besitzen, müssen auf dem Land in der „Farm“ hausen. Mit der Übersiedlung in die hiesige Welt, wurde jeder Märchenfigur eine Generalamnestie erteilt – alle Taten, die sie in ihrer eigenen Heimat begingen, wurden ihnen hier vergeben. Bigby Wolf, die Spielfigur, dürfte dem einen oder anderen als der große, böse, Wolf aus Rotkäppchen bekannt sein, oder das Monstrum, dass den drei Schweinchen, die Häuser wegblasen wollte. Im Hier und Jetzt ist er der Scheriff von „Fabletown“ und kümmerte sich um Recht und Ordnung in der Gemeinschaft.
Edgar Wallace lässt grüßen
Während „The Walking Dead“ eher ein Abenteuer war, ist „The Wolf Among Us“ ein waschechter Krimi. Ich will nicht zu viel verraten, denn die vier Stunden Spielzeit sind schnell vorbei. Aber die Story soll 20 Jahre vor den Ereignissen des ersten Comics handeln, entwickelt sich anfangs allerdings recht ähnlich, nur um dann mit einem Paukenschlag zu enden. Selbst Fans der Serie sollten sich deshalb auf die eine oder andere Überraschung gefasst machen. Spielerisch sollte man dagegen nicht allzu viel erwarten. Mal darf man hier und da mit der Umgebung interagieren, dann muss man ein paar Verdächtige verhören, nur um zum Schluss noch einige Actionszenen zu überstehen – so wie man das halt aus „The Walking Dead“ kennt. Die Steuerung ist ähnlich aufgebaut und wirkt in Zeiten von „Beyond: Two Souls“ antiquiert und nicht mehr zeitgemäß. Trotzdem macht das Spiel Spaß, weil man die Atmosphäre perfekt eingefangen hat. Die Spielfiguren besitzen Charaktertiefe und man fühlt mit ihnen mit bzw. kann sich in sie hineinversetzen. Zudem ist die Story spannend aufgebaut und man darf fröhlich spekulieren, wie es in Folge zwei weitergeht. Alles in Allem sind die Telltale Spiele jedoch eher eine Art interaktiver Film, als richtiges Videospiel. Das sollte man im Hinterkopf behalten, nicht, dass man später enttäuscht ist.
Neon Knights
Der Grafikstil von „The Wolf Among Us“ orientiert sich wie „The Walking Dead“ an diversen Comicmagazinen, wirkt aber frischer in meinen Augen. Wobei das natürlich rein subjektiv ist, denn auch hier gibt es ein paar unschöne Dellen und Kratzer am Lack. Zum Beispiel sind nicht alle Figuren qualitativ gleichgut gestaltet und die Ladezeiten zwischen den Szenen sowie Ruckler in den Quick-Time Actionsequenzen sind alles andere als zeitgemäß und nervten schon in der Zombie-Serie. Toll ist dagegen die Vertonung. Bigby, Snow White und wie sie alle heißen, besitzen passende englische Sprecher, die ihren Job außerordentlich gut erledigen. Deutsche Untertitel gibt es nicht, dafür aber dieses Mal wenigstens Englische. Der chillige, elektronisch angehauchte Soundtrack von Jared Emerson-Johnson hält sich dezent im Hintergrund, unterstreicht die düstere Atmosphäre aber an jeder Stelle perfekt.
FAZIT:
Fluch und Segen von Episodenspielen sind die Wartezeiten zwischen den einzelnen Folgen. „The Wolf Among Us“ macht Spaß, ist spannend und äußerst atmosphärisch. Spielerisch könnte aber mehr kommen, ein richtiges Adventure ist das hier nämlich nicht. Und bitte, Telltale, die technischen Mängel abschaffen und die Steuerung überarbeiten. Ansonsten warte ich schon gespannt auf die nächste Folge.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Die erste Folge kostet 4,99€. Man kann jedoch auch einen Season Pass kaufen, dann bezahlt man „nur“ 19,99€ für alle fünf Teile.
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