Boxen war gestern, heute ist die MMA die trendigste Kampfsportart und das sicher unter anderem, weil sie nichts für zarte Gemüter ist. Kämpfer aus allen Kampfrichtungen treffen sich darin, um in einem achteckigen Ring den Gegner nach allen Regeln der Kunst zu beackern. Nach einigen Spielen von THQ hat jetzt EA nach der Insolvenz des Unternehmens die Lizenz bekommen und bringt mit EA Sports UFC das erste Spiel heraus. Ob das Spiel etwas für MMA Kenner und Kampfsportliebhaber ist, erfahrt ihr bei uns.
Erstmal gibt‘s aufs Maul!
Im Zentrum von EA Sports UFC steht natürlich das Gameplay, denn damit steht und fällt letztlich der Titel. Dabei ist das keine triviale Aufgabe, denn es gibt Tritte, Schläge, Elemente aus dem Ringen oder Thai-Boxen und noch vieles mehr. Daher ist die Steuerung auch ziemlich komplex ausgefallen. So stehen die vier Aktionstasten für die vier Gliedmaße und man verteilt damit simple Schläge und Tritte. Für feinere Attacken gibt es die Schultertasten und den linken Analogstick, womit man z.B. auch Uppercuts oder Roundhouse-Kicks verteilen kann. Wer möchte kann aber auch den Gegner greifen oder auf den Boden werfen und ihn dann aus nächster Nähe bearbeiten, um ihn auf dem Boden zur Aufgabe zu zwingen, indem man beispielsweise den Arm so einklemmt, dass ein Bruch droht. Hier kommt dann eine Art Minispiel zum Einsatz, in dem die Spieler je nach Richtung einen Balken aufladen und entweder stärker zugreifen oder eben den Angriff abwehren können. Meist ist auf Grund der Einfachheit der Verteidigung derjenige dann auch im Vorteil bei solchen Dingen und man ist besser damit bedient ein KO zu erzwingen. Daher ist es wichtig auch die Block-Mechanik zu verinnerlichen, die, wenn richtig getimt, zu gefährlichen Kontern genutzt werden kann. Wie man also sieht gibt es extrem viele Facetten im Gameplay, die es leider auch extrem kompliziert machen und die Steuerung unterstützt dies noch. Denn je nachdem ob man steht, auf dem Boden ringt oder im Thai-Clinch ist, können Tasten leicht andere Angriffe auslösen und diese sind meist eh schon doppelt und dreifach belegt. Somit wird man zu Beginn des Öfteren verlieren, weil das Spiel einem vor allem in der Verteidigung kaum Fehler verzeiht und dabei einen relativ schlechten Job bei der Vermittlung der Steuerung macht. Man muss sich selbst durchkämpfen und wird dann mit einem durchaus taktischen Gameplay belohnt. Leider werden die meisten Kämpfe aber durch ein KO entschieden, statt durch Submissions, was im echten Sport nicht ganz so häufig vorkommt. Dies liegt in erster Linie an der zu simplen Abstrahierung des Systems, was den Verteidigern viele Vorteile liefert. Etwas enttäuschend ist auch die Unterscheidung der einzelnen Kampfstile. Denn egal ob man einen Boxer oder einen Ringer auswählt, letztlich kann jeder die gleichen Moves und man kommt mit immer derselben Kampftechnik zum Ziel. Ebenso fehlt ein entsprechendes Feedback über Treffer. Denn obwohl man den Gegner mit Schlägen und Tritten bearbeitet, kommt dieser nicht einmal ins Taumeln, obwohl gerade ein 120 Kilo Monster ihn mitten im Gesicht getroffen hat. Das sorgt dafür, dass man auch kaum ein Gefühl dafür hat, ob der Gegner kurz vor dem KO ist oder nicht. Denn eine Lebensanzeige gibt es nicht, sondern nur eine Ausdaueranzeige und eine Anzeige über die schwere der Treffer in Körperregionen. Wirklich repräsentativ für die Verfassung des Gegners ist aber nichts und so reichen manchmal vier Treffer für ein KO und manchmal nicht mal 30 und man fragt sich verwundert, wieso. Etwas mehr Feedback wäre hier wirklich wünschenswert.
The Ultimate Fighter
In Sachen Spielmodi macht EA in ihren Sportspielen kaum etwas vor und das zeigt sich auch bei EA Sports UFC. Neben einem Schnellkampfmodus gibt es unter anderem einen Challenge-Modus, in dem man einzelne Techniken des Spiels in extrem vereinfachten Situationen trainieren kann, wodurch der Lerneffekt ausbleibt. Herzstück des Spiels ist jedoch der Karrieremodus. Hier darf man sich einen eigenen Kämpfer erstellen, der an der Sendung „The Ultimate Fighter“ teilnehmen wird. Dieser Kämpfer kann sogar das eigene Gesicht bekommen, wenn man EAs Game Face Technologie nutzt. An sich eine tolle Sache, jedoch sieht das Gesicht im Spiel dem 3D Modell aus dem Internet kaum ähnlich, was das ganze Feature irgendwie sinnlos macht. Warum man übrigens keine weiblichen Charaktere erstellen kann, wird wohl auch nur EA wissen. Wenn man sich aber dann einen Charakter mit Aussehen, Fähigkeiten und Namen erstellt hat, beginnt die eigene Karriere und man wird von zahlreichen bekannten Personen aus der UFC begleitet, die einen mit aufgenommenen Videos vor Kämpfen Glück wünschen oder andere Ratschläge geben. Anfangs mag das noch recht interessant sein, doch irgendwann nutzt sich dieser Effekt ab, wenn man nach dem 1000. Sieg beglückwünscht wird. Hier wäre etwas weniger vielleicht mehr gewesen. Ansonsten gibt es im Karrieremodus die Möglichkeit zwischen einzelnen Kämpfen zu trainieren und die so erlernten Erfahrungspunkte in bessere Skills und neue Fähigkeiten zu stecken. Etwas merkwürdig ist hierbei, dass man im Training über Fähigkeiten verfügt, die man so möglicherweise noch gar nicht besitzt. So trainiert man Bewegungsabläufe, die im echten Kampf komplett anders aussehen und dann zu Problemen führen können. Denn Reichweite und Dauer des Angriffs variieren so schon ziemlich stark und führen zu unnötiger Verwirrung im eh schon komplizierten Kampfsystem. Sonst gibt es aber bis auf das Verändern der Äußerlichkeiten und Sponsoren nicht viel zu tun, aber als Kämpfer möchte man auch sowieso nur kämpfen. Daher hat EA Sports auch noch einen Online-Modus integriert, der ein wenig an den Saison-Modus aus FIFA erinnert. Denn auch hier kann man Auf- und Absteigen, je nachdem wie oft man in einer Saison gewonnen hat. Dank der anspruchsvollen menschlichen Gegner ist dies auch leichter gesagt als getan.
Ignition Engine?
Technisch macht EA Sports UFC auf den ersten Blick einen sehr runden Eindruck. Die Charaktere sehen ihren realen Vorbildern sehr ähnlich und weisen unheimlich viele Details auf. Dabei sieht man sich bewegende Muskeln und auch Verletzungen. Die Animationen können sich auch sehen lassen und dank Ignite Engine werden auch überraschende Zusammenstöße bei gleichzeitigen Tritten oder ähnlichem relativ realistisch dargestellt. Wobei es natürlich auch hier zu teils grotesken Situationen kommen kann, in denen Gegner sich z.B. verhaken. Etwas verwunderlich bei all dem ist jedoch, dass das Spiel nur mit 900p und 30 Bildern pro Sekunde läuft. Eine solch niedrige Auflösung tritt auf der PlayStation 4 nur extrem selten auf und 30 Bilder pro Sekunde sind für Sportspiele, die auf exakte Eingaben Wert legen, auch eher ungewöhnlich. Zudem nutzt das Spiel teils ziemlich nerviges Motion Blur, welches bei schnellen Kamerabewegungen und Angriffen einfach das komplette Bild unscharf wirken lässt. Und als wäre dies noch nicht genug, gibt es hin und wieder kurze Standbilder, die ohne ersichtlichen Grund auftauchen. Dass das Menü dabei auch noch extrem langsam auf Eingaben reagiert, da ständig gespeichert und mit irgendwelchen Servern kommuniziert wird, ist noch das kleinste Übel. Hier wäre wohl mehr drin gewesen, da andere Spiele bei ähnlicher Grafik mehr darstellen können als nur zwei Kämpfer und einen Ring. Immerhin bleibt man aber vor Dingen, wie Tearing oder Aliasing verschont, was das nicht Full HD Bild nicht ganz so schlimm aussehen lässt. Musikalisch präsentiert sich EA Sports UFC relativ abwechslungsreich mit vielen rockigeren Tracks, die zu der Härte des Spiels passen und auf Grund der reinen Menge, sollte hier für jeden etwas dabei sein. Etwas schade ist hier aber, dass man keine eigene Musik hören darf, denn die Musik kann auch als Einlaufmusik für den eigenen Kämpfer verwendet werden. Dafür gibt es immerhin einen deutschen Kommentator bei den Kämpfen, der jedoch nicht gerade vor Emotionen explodiert und so immer im Hintergrund bleibt.
FAZIT:
Für den ersten Versuch ist EA Sports UFC eigentlich ziemlich passabel ausgefallen. Es gibt viele Kämpfer, einen ansprechenden Karriere- und Onlinemodus, aber eben auch noch recht viele Probleme. Allen voran wären hier das Kampfsystem und die Steuerung zu nennen, welche den Einstieg extrem erschweren. Neulinge des Sports tun sich dabei doppelt schwer, da nirgends Regeln oder ähnliches erklärt werden. So muss man selber für die Motivation sorgen und wenn das Kampfsystem einmal gemeistert ist, macht das Spiel gleich deutlich mehr Spaß. Leider bleibt dann noch die eher schwache technische Umsetzung und Kenner des Sports dürfte es stören, dass einige Feinheiten des Sports nicht übernommen wurden. Warum begrüßen sich die Kämpfer aus Respekt nicht durch Berührung mit der führenden Kampfhand? Warum sind Submissions ein relativ unwichtiges Element auf dem Weg zum Sieg? Echten Fans dürften wohl noch mehr Feinheiten auffallen, aber es wird eins klar - es besteht noch genug Raum für Verbesserungen und die werden sicher in einem Nachfolger kommen. Trotzdem können Fans auch jetzt schon zugreifen, wenn man gewillt ist sich durch den schweren Einstieg zu kämpfen.
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