Während sich die Europäer meist im September die virtuellen Trikots überziehen und wie verrückt in den Laden rennen, um sich das neueste FIFA zu kaufen beginnt die Sport-Saison in den Vereinigten Staaten bereits im August mit dem Release des nächsten Madden NFL. Unser neuestes Review beschäftigt sich mit eben diesen. Ob das Spiel tatsächlich etwas taugt erfahrt ihr in den kommenden Zeilen.
Kick Off to Madden Season!
Noch bevor man das Hauptmenü des Spiels erreicht begrüßt euch „Madden NFL 15“ mit einer TV-ähnlichen Präsentation, die euch direkt in das Geschehen eines Matches führt. Und bereits hier sieht man, dass der Titel vor allem in Sachen Darbietung durch absolute Klasse auszeichnet. Begleitet von einem motivierenden Kommentatoren-Duo wird man sofort heiß auf das Spiel gemacht. Dennoch wird man vor allem als Neueinsteiger schnell merken, dass ein solch schneller Einstieg nicht ganz ohne Probleme daher kommt. Madden ist kein typisches Arcade-Spiel, welches man innerhalb von nur wenigen Minuten erlernt hat. Aus diesem Grund sollte man sich im Anschluss in das sehr schön zusammengestellte Tutorial begeben, wo man die verschiedenen Facetten des Defensiv- bzw. Offensivspiels von Madden beigebracht bekommt. Doch auch hier merkt man, dass einiges unter der Gameplay-Haube steckt. Allein das Vervollständigen des Tutorials dauert locker ein bis zwei Stunden. Im Vordergrund steht dabei das neue Defensiv-System, welches dem Spieler zahlreiche neue Moves gibt, um den Gegenspieler vom Punkten zu stoppen. Dabei reicht die Palette von Rumpf- bis Beinattacken. Und auch die Stärke der Tackles lassen sich dabei variieren. Darüber hinaus hat man speziell für das Defensiv-System die neue Schulter-Perspektive eingeführt, die euren ausgewählten Spieler von der Rückseite zeigt. Was auf dem ersten Blick nach einer wenig spektakulären Neuerung klingt, ist in der Praxis jedoch vom großen Vorteil, da man somit einen größeren Überblick auf das Feld hat. Mehr Vielfalt bedeutet aber auch mehr Aufwand. Bis man die ganze Reichweite des neuen Defensivspiels erlernt hat, wird definitiv einige Zeit vergehen. Gleiches gilt auch für das Offensiv-Gameplay. NFL-Typisch stehen wieder mal unzählige Taktiken zur Verfügung. Und vor allem Neulinge werden mit Sicherheit anfangs etwas überfordert sein. Um der allgemeinen Verwirrung jedoch etwas entgegen zu treten, kann man entweder auf den vom Spiel empfohlenen Taktiken zurückgreifen oder die beliebtesten Community-Spielläufe überprüfen. Wer sich jedoch mit den taktischen Inhalten auskennt, kann sich auch eigene Strategien erstellen. Sowohl die Offensive, als auch die Defensive kommen mit einer steilen und langen Lernkurve daher. Wer sich vor dieser Herausforderung jedoch nicht abschrecken lässt, bekommt ein weitreichendes Repertoire an realistischen Gameplay-Moves, die Madden zur absoluten Referenz im (zugegebenermaßen überschaubaren) American Football Genre machen. Nichtdestotrotz gibt es ab und zu einige merkwürdige Kollisionsabfragen, was dazu führt, dass nicht alle Aktionen so ausgeführt oder abgeschlossen werden, wie man es sich vorgestellt hat. Dies gilt vor allem für die Pässe, die verhältnismäßig oft nicht da enden, wo sie eigentlich hin sollten. Alles in allem überzeugt Maddens Gameplay aber durch eine große Spieltiefe, die lediglich von einzelnen Animations- und Kollisionsfehler beeinträchtigt wird. Wer sich also nicht vor der Komplexität fürchtet, wird mit einem soliden Spiel belohnt.
Modi en masse
Eine weitere Stärke von „Madden NFL 15“ ist die große Anzahl an Modi. Im Vordergrund stehen jedoch ganz klar der Franchise, sowie der Ultimate Team Modus. Ersterer überrascht durch einige Gameplay-Veränderungen, wie zum Beispiel den neu hinzugefügten Confidence-Faktor. Je nachdem, wie sich euer virtueller Football-Spieler auf dem Platz schlägt, wirkt sich dies umgehend auf sein Selbstbewusstsein auf. Dies geschieht unter anderem durch einen Stats-Boost. Anders herum sorgt eine niedrige Moral dafür, dass sich die Fähigkeiten eurer Spieler verschlechtern. Durch das neue Game Prep Feature kann man seine Männer jedoch pushen und motivieren. Ansonsten erwartet dem Spieler das gewohnte Bild: Das Ziel ist es sein Team durch gutes Management an die Spitze der NFL zu bringen. Durch eine ansprechende Präsentation und zahlreichen Einstellungs- sowie Taktikmöglichkeiten wird man auch auf lange Sicht hin sehr gut unterhalten.
Und wer noch mehr Macht über seine eigene Mannschaft haben will, sollte einen Blick auf den altbekannten Ultimate Team Mode werfen, wo man sich ähnlich, wie in FIFA mit Hilfe von Sammelkarten eine eigene Mannschaft erstellen kann. Mittels von erspielten (oder erkauften) Münzen geht es darum seine Mannschaft nach und nach immer besser zu machen. Und selbstverständlich kann man seine Truppe auch online gegen andere Spieler antreten lassen. Wer jedoch gegen die Idee ist Bares gegen Münzen einzutauschen, benötigt vor allem ein großes Maß an Ausdauer und Langzeitmotivation. Außerdem gibt es natürlich auch noch standardmäßige Modi, wie zum Beispiel Sofort-Spiel, Be a Player und dem Liga-Modus.
Welcome to Next Gen? Jein.
Die Kombination aus Madden und Next Gen erinnert Football Enthusiasten oftmals an das legendäre Madden-Teaser Video, welches EA damals vor dem Release der PS3 veröffentlicht hat. Und es spricht nicht gerade für EA, dass das damalige Video immer noch besser aussieht, als das was wir inzwischen auf der PS4 vorgesetzt bekommen. Gegenüber dem letztjährigen „Madden NFL 25“ überzeugt das Spiel jetzt durch eine saubere und flüssige Präsentation. Auch die Spieler wirken teilweise gut modelliert. Nichtdestotrotz kommt man einfach nicht von dem Gedanken los, dass der finale Schritt Richtung Next Gen immer noch nicht getätigt wurden. Obwohl die Stadien gut animiert sind, sehen die Fans immer noch sehr hässlich und teilweise sogar pixelig aus. Und auch die einzelnen Animationen sind meist noch sehr hakelig und alles andere als flüssig. Ein großes Lob hingegen verdienen die Wetter-Effekte. Vor allem die Spiele im Schnee sind ein echter Hingucker. Dies liegt insbesondere daran, dass sich der hektische Spielverlauf auch auf das Spielfeld auswirkt (zum Beispiel durch die Anhäufung von Fußabdrücken). Schaut man jedoch auch hier etwas genauer hin, lässt sich feststellen, dass selbst die Wölbungen im Schnee bei genauer Betrachtung etwas pixelig und unsauber sind. Obwohl Madden keinesfalls hässlich ist, ist es mit Sicherheit noch nicht das, was man sich zu Beginn dieser Generation erwartet hat. Insbesondere wenn man sich an das Ingnite Engine Teaser-Video erinnert, welcher ähnlich wie der zu Beginn angesprochene PS3 Trailer, eine nicht ganz realistische Vorschau auf die Zukunft der Serie präsentierte. Immerhin überzeugen wenigstens die Kommentatoren durch ein gelungenes Zusammenspiel, wodurch man ein einwandfreies TV-Feeling serviert bekommt. Hinzu kommen interessante Einspieler und wilde Kamerafahrten. EA weiß halt, wie man eine Lizenz voll ausnutzt.
FAZIT:
„Madden NFL 15“ ist solide Sport-Unterhaltung. Es sei denn man ist bereits im Besitz des letztjährigen Titels. Trotz vereinzelter Neuerungen bietet das Spiel nur geringe Unterschiede zum Vorgänger. Wer jedoch keinen der letzten Ableger gespielt hat bekommt ein gutes Spiel mit riesigem Umfang spendiert. Auch wenn es das Prädikat Next Gen meiner Meinung nach noch nicht ganz verdient hat. Vor allem was den grafischen Aspekt angeht, ist noch viel Luft nach oben verfügbar.
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