Zugegeben, die Telltale und Gearbox Kollaboration scheint anfänglich mehr als seltsam. Um aus einem Loot-Ego Shooter mit kaum einer Handlung ein Point und Click Adventure zu machen, gehört schon einiges an Mut dazu. Andererseits reden wir hier von Telltale Games, welche schon so manches seltsame Projekt erfolgreich umgesetzt hat. Ganze fünf Episoden hat sich das Team vorgenommen und wie allzu oft entscheidet der erste Eindruck, ob die Geschichte ihr Geld wert ist.
Willkommen auf Pandora
Ah, Pandora der Planet wo man schnell reich wird und nur noch schneller das Zeitliche segnet, sofern man sich nicht den New-U Service leistet. Ob man letzteres lang genug umgehen kann, hängt vom eigenen Geschick ab und ein Angestellter von Hyperion zu sein, erhöht diese Chancen noch.
Nach dem Tod von Jack hat sich einiges auf der Raumstation von Hyperion getan und der kleine Angestellte Rhys wittert seine Chance zum Aufstieg. Nur blöd das jemand schon schneller war. Hugo Vasquez nennt sich der neue Typ im Chefsessel und er degradiert Rhys zum Hausmeister. Glücklicherweise hört Rhys bei seinem Jobgespräch mit, dass der neue Boss einen Kammerschlüssel (dort sollen unglaubliche Schätze warten) kaufen will. Kurzerhand schmiedet Rhys mit seinen Freunden einen Plan, wie sie doch noch schnell zu Geld kommen und sich an Vasques rächen können. Alles was sie tun müssen, ist einen Kammerschlüssel vor dem Boss zu kaufen. Dazu wird sich Geld von Hyperion entliehen, ein Loader bestückt und ab geht es nach Pandora. Ein Tagesausflug, bei dem kaum Schwierigkeiten zu erwarten sind. Ein ganz normaler Job, wäre da nicht Fiona und ihre Schwester, die ihr ganz eigenes Ding durchziehen wollen. Eben ein ganz normaler Tag auf Pandora.
Die „Borderlands“ Reihe war noch nie für eine epische Handlung bekannt. Zwar hatte man interessante Charaktere und das Weltall/Western/Mad Max Setting hat seinen Reiz, doch schaffte es Gearbox nie, das Potential auszureizen. An dieser Stelle kommen die Entwickler von Telltale ins Spiel und geben der Handlung und den Charakteren Tiefe. Sie fangen unter anderem perfekt die Scheinheiligkeit der Figuren ein. Da es unseren Helden an den notwendigen Fähigkeiten eines Kammer-Jägers fehlt, müssen sie es mit Lügen und Tricks versuchen, um an ihr Ziel zu kommen. Gekonnt gelingt es Telltale den beiden „Helden“ Charakter zu verleihen und man will mehr von Ihnen erfahren. Man spürt richtig, wie man in die Geschichte gezogen wird und schnell erkennt man, dass Pandora ein Planet voller Arschlöcher, Verbrecher und Dieben ist. Abgerundet wird die Handlung mit dem bekannten schwarzen Humor der Reihe. Der ist übrigens immer etwas tief, aber nie wirklich unterste Schublade.
Point and Loot
Bei der Spielmechanik bleibt man der üblichen Telltale Formel gleich. Man steuert den Helden durch eine Umgebung und sucht alles nach brauchbaren Objekten ab. Trifft man auf einen Handlungscharakter beginnen die Dialogoptionen. Man hat eine bestimmte Zeit um zu antworten. Die Antworten wirken sich auf das Verhalten der Figuren aus und führen möglicherweise zu mehreren Optionen. Für den Action Teil gibt es wieder bekannte Quickt Time Events. Erweitert wird das System mit „Borderlands“ typischen Elementen. So verfügt Ryse über die Möglichkeit, verschiedene Objekte zu scannen und bekommt so manch witzige Information über die Spielewelt. Mehr in Richtung Original geht aber das einmalige Bestücken des Loaders. Kurz darf man eine Ego-Shooter Sequenz steuern, die aber zu schnell vorbei ist. Auch darf man mit Fiona Geld einsammeln. Unglücklicherweise ist keine dieser neuen Optionen wirklich bahnbrechend und sie sollen nur daran erinnern, welche Spielereihe hier Pate stand. Man kann nur hoffen, dass sich das in späteren Episoden ändert.
Ein bewehrtes Grundgerüst
Als grafisches Grundgerüst dient wieder einmal das hauseigene „The Telltale Tool". Ohne Ruckeln oder Screentearing liefert die Engine ein perfektes Ergebnis (Anm. d. Red.: Also wenn hier was ruckeln würde - wie in den PS3 Versionen von Telltale Spielen, dann wäre das ein Armustszeugnis der Programmierer). Es gibt kaum etwas zu bemängeln. Der Stil des Spieles wurde gekonnt an das bekannte „Borderlands“ Universum angepasst. Angefangen vom Intro bis hin zu kleinen Umgebungsdetail schreit alles nach dem Loot-Shooter. Glücklicherweise stellen im Gegensatz zu den PS3 Spielen die Texturen nie ein Problem dar. Charaktere und Umgebung sind scharf und das Comicdesign springt richtig aus dem Bild heraus. Schade ist nur, dass es relativ lange Ladezeiten gibt. Akustisch gibt es den bekannten westernähnlichen Soundtrack und eine gelungene englische Synchronisation. Deutsche Untertitel sucht mal leider vergebens.
FAZIT:
Man sollte Telltale Games Spiele immer als Gesamtwerk betrachten. Was man aber über Episode 1 definitiv sagen kann, man ist auf dem richtigen Weg. Hält man diesen bei, haben wir ein Spin-Off der das „Borderlands“ Universum ordentlich erweitert. Technisch gibt es auch nichts weiter zu bemängeln. Nur beim Gameplay hätte man nachbessern können. Hier besteht wenigstens Hoffnung, dass es in den nächsten Episoden besser wird. Bleibt zum Schluss nur noch die Spielzeit. In knapp 3 Stunden hat man die Episode beendet. Einen Wiederspielwert gibt es naturgemäß nicht, da die Ereignisse nur wenig voneinander abweichen. Erst am Ende aller Episoden wird man diesen Faktor einschätzen können. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten!
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