Als deutscher Videospiel und „Dragonball“ Fan hat man in den vergangenen 15 Jahren drei verschiedene Gefühlslagen mitgemacht. Angefangen mit dem trübseligen „Ich liebe Dragonball so sehr, aber warum gibt es bei uns eigentlich keine Spiele?“. Mit dem Beginn der PS2 Ära folgte anschließend die Welle der Euphorie: „Yeah, endlich haben wir „Dragonball“ Games auch bei uns in Deutschland!!“. Mit dem Release der PS3 sackte die Euphorie jedoch extrem ab: „Boah, noch eins? Jetzt ist aber mal gut.“ Der Hunger war gestillt und der Hype nicht mehr so groß, wie früher. Dementsprechend waren meine Erwartungen bezüglich des ersten PS4 Ablegers eher gering. Umso überraschender ist die Tatsache, dass mich die Jungs von Bandai Namco eines besseren belehrt haben. Wie sie es geschafft haben, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.
Zurück in die Zukunft
Was die Story angeht, überrascht „Xenoverse“ mit einem interessanten Twist, der die inzwischen leicht angestaubte „Dragonball“ Geschichte ein wenig auf den Kopf stellt. Zwar bekommt man es wieder mal mit den klassischen Kämpfen gegen Vegeta, Freezer und Co zu tun, aber was das Geschehen dieses Mal ein wenig spannender macht, ist die Anwesenheit der neuen Bösewichte Towa, Mira und Demigra. Diese haben es sich nämlich zur Aufgabe gemacht durch die Zeit zu reisen, um möglichst viel Chaos in der Welt von „Dragonball“ anzurichten. Aus diesem Grund hat sich unser altbekannter Freund Trunks zur Rettung des Universums einen weiteren Kämpfer von Shen Long gewünscht, der ihm im Duell gegen die Chaosbringer unterstützen soll. Und genau hier betritt unser eins das Geschehen. Bevor es nämlich mit der Geschichte losgeht, hat man zunächst die Auswahl aus verschiedenen Rassen, die als Grundlage zur Charaktererstellung dienen. Allesamt mit unterschiedlichen Stärken und Schwächen. So überzeugt zum Beispiel die Saiyajin Klasse standesgemäß durch eine enorme Stärke – muss jedoch Abstriche bei der Verteidigung machen. Ein ähnliches Bild lässt sich auch bei den anderen Kriegern wiederfinden. Die Unterschiede sind also nicht nur in Sachen Optik vorhanden, sondern auch im Hinblick auf das Gameplay. Was die Fähigkeiten- und Anpassungseinstellungen angeht, ist man aber noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. So besitzt „Dragonball: Xenoverse“ ein simples, aber motivierendes Level-System. Ganz im Stile eines standardmäßigen Rollenspiels kann man sowohl die einzelnen Attacken bestimmen, als auch Klamotten und Fähigkeitspunkte festlegen. Dies hat zur Folge, dass man selbst im Online-Hub nur selten auf weitere Kämpfer trifft, die genauso aussehen, wie man selbst. Nach der Festlegung des Charakters geht es dann umgehend in die farbenfrohe Oberwelt, von wo man sein Abenteuer in die Wege leiten kann. Im Gegensatz zu früheren Spielen wirkt „Xenoverse“ aber deutlich lebendiger und weniger statisch. Dies liegt unter anderem auch an den bereits zuvor erwähnten Gast-Charakteren. Während diese Krieger im Offline-Modus lediglich zur Rekrutierung dienen, kann man im Online-Part des Spiels sogar 1 zu 1 auf die einzelnen Spieler zugehen. Im Stile eines MMORPGs kann man sich mit anderen Zockern zusammenlegen, um gemeinsam auf EXP-Jagd zu gehen.
Modi en Masse
Und damit das Ganze nicht allzu schnell langweilig wird, beinhaltet das Spiel eine ganze Reihe von Offline- und Online-Modi. Neben dem spannenden Story-Modus gibt es beispielsweise noch die sogenannten „Parallel Quests“, wo man ebenfalls kuriose Kämpfe bestreitet, die absolut nichts mit der offiziellen „Dragonball“ Timeline zu tun haben. Zusammen mit bis zu zwei anderen Leuten kann man hier gemeinsam drauf los kloppen. Darüber hinaus gibt es spezielle Trainingshallen, wo man von legendären Kämpfern, wie Son Goku oder Vegata auf eine neue Ebene gebracht wird. Diese aktivieren sich aber erst nach dem man ein spezielles Level erreicht hat. Und selbst nach dem Ende der Kampagne wird man mit weiteren Extras überrascht. Durchspielen lohnt sich also! Man sollte aber keineswegs einen Spaziergang durch den Park erwarten. Ganz im Gegenteil: Umso weiter man kommt, desto stärker werden auch die Gegner von „Dragonball: Xenoverse“. Deswegen gehört das Trainieren eures Charakters zum A und O. Hat man sich jedoch erstmal mit dem System auseinandergesetzt, wird man ganz schnell Gefallen daran finden. Dies liegt insbesondere am intuitiven Gameplay.
Kamehame Has für alle
Was das Gameplay angeht, hat man sich im neuesten Ableger der „Dragonball“ Serie für ein überschaubares und leicht erlernbares Kampfsystem entschieden. Anstatt den Spieler dazu zu nötigen unzählige Combos zu lernen, hat man die wichtigsten Attacken einfach auf die einzelnen Buttons gelegt. Während das simple Betätigen von X, Dreieck und Co das Ausführen der normalen Ki- und Trittattacken ermöglicht, sorgt die Kombination der gleichen Buttons mit dem R2 Trigger für das Aktivieren der mächtigen Machtangriffe, wie zum Beispiel das Kamehame Ha oder die Teufelsspirale. Jede einzelne dieser Superattacken setzt jedoch einen aufgeladenen KI-Balken voraus. Darüber hinaus gibt es auch noch eine Ausdauer-Anzeige, die die Wendigkeit eures Charakters beeinflusst. Des Weiteren sollte man auch die Block-Taste nicht vernachlässigen, da vor allem spätere Gegner durchaus in der Lage sind große Teile eurer Lebensanzeige in nur kurzer Zeit in Schutt und Asche zu legen. Aus diesem Grund sollte man auf pures Button-Smashing am besten komplett verzichten. Taktik und Timing sind bei „Dragonball“ die halbe Miete.
Getrübt wird das Gesamtbild leider von den eher dümmlichen KI-Partnern, die nur selten ihr ganzes Potential zur Schau stellen. Den Großteil der Arbeit muss man halt selber machen. Nichtsdestotrotz wird es hier und da einige Momente geben, wo selbst ganze Missionen aufgrund eurer dummen Kollegen in die Hose gehen. Immerhin bekommt man selbst in gescheiterten Missionen die zuvor erspielten Erfahrungspunkte gutgeschrieben, was wenigstens die Motivation am Leben erhält. Und genau hier liegt die Stärke von „Dragonball: Xenoverse“. Dank des ständigen Fortschrittsgefühls will man immer weiter machen und immer stärker werden. Und selbst, wenn man mal gegen einen Gegner verliert, weiß man, dass man mit ein bisschen Training schon bald die Oberhand hat. Ein Gefühl, welches im Grunde genau das Feeling der Serie wiederspiegelt.
Abzüge in der B-Note
Doch nicht alles ist Gold, was glänzt. Dies gilt speziell für die Onlineanbindung von „Xenoverse“. Immer wieder kam es während meiner Zeit mit dem Spiel zu nervigen Serverabstürzen, wodurch man andauernd in das Startmenü zurückkatapultiert wurde. Immerhin ist das Spiel fair genug die zuvor gewonnen Erfahrungspunkte nicht zu löschen. Und auch beim Matchmaking bedarf es jede Menge Geduld ehe man tatsächlich eine Paarung gefunden hat. Und bleibt man dann auch noch vom Lag verschont, macht der Online-Part von „Xenoverse“ tatsächlich sehr viel Spaß. Trotz allem bleibt jedoch ein fader Nachgeschmack, da dies nur in unregelmäßigen Abschnitten passiert.
Grafik & Sound
„Dragonball: Xenoverse“ ist ein durch und durch schönes Spiel. Die Framerate ist konstant stabil und die Charaktere, sowie das Ambiente erinnern immer mehr an den Look des Animes. Vor allem die mächtigen Energieattacken sind jedes Mal ein echter Hingucker. Aufgrund der sterilen Umgebung und der nur bedingt zerstörbaren Landschaft fehlt dem Titel aber noch das gewisse i-Tüpfelchen. In Anbetracht der PS4 Power wäre es aber ganz schön gewesen, wenn man zum Beispiel, wie in der Serie, ganze Berge und Häuser zum Einstürzen bringen könnte. Aber dies ist nach wie vor nicht der Fall. Und auch die Ladezeiten könnten hier und da etwas kürzer sein. Im Großen und Ganzen sind sie aber gerade noch so zu ertragen. Alles andere als erträglich ist jedoch die Kamera ausgefallen, die einem immer wieder die Sicht ruiniert. Orientierungslosigkeit ist also nicht nur eine Folge des ohnehin schon rasanten Kampfgeschehens, sondern hauptsächlich die Schuld des miserablen Kamerasystems. Und selbst die an sich nützliche Lock-On Funktion kann mit dem ständigen Hin und Her irgendwann nicht mehr mithalten.
In Sachen Sprachausgabe beinhaltet „Xenoverse“ sowohl die englische, als auch die japanische Tonspur. Dabei überzeugen sämtliche Sprecher durch eine motivierte und überzeugende Performance. Manchmal etwas „Over the top“, aber schließlich haben wir es hier mit der „Dragonball“ Lizenz zu tun. Da gehört das halt mit zum Paket. Abgerundet wird die akustische Seite von „Xenoverse“ mit bombastischen Soundeffekten und einem belanglosen Hintergrundsoundtrack, der abgesehen vom Hauptthema „Cha La Head Cha La“ meist nur trostlos vor sich hin dudelt.
FAZIT:
Wenn es nach meinem Gefühl geht, hätte „Dragonball: Xenoverse“ definitiv eine Wertung im 8er Bereich verdient. Dies liegt vor allem am spannenden Story-Modus, der motivierenden Charakterentwicklung und der soliden Optik. Wenn jedoch eines der Hauptfeatures (die Rede ist natürlich von der Onlineanbindung) nur bedingt funktioniert, bleibt mir nichts anderes übrig, als die Tür zum 8er Bereich geschlossen zu lassen. Trotz allem ist „Xenoverse“ aber ein unterhaltsames Spiel und ein Muss für jeden „Dragonball“ Fan.
Alle Produkttitel | Herstellernamen | Warenzeichen | Grafiken und damit verbundene Abbildungen sind Warenzeichen und/oder urheberrechtlich geschütztes Material ihrer jeweiligen Inhaber. All referenced company names, characters and trademarks are registered trademarks or copyrights of their respective owners.