Vor ein paar Jahren dürfte From Software wohl den wenigsten ein Begriff sein. Doch dann erschien 2009 „Demon's Souls“ in Japan und was als Geheimtipp in Foren begann, entwickelte sich zu einem der größten Hits für das Entwicklerstudio. Mit den beiden „Dark Souls“ Spielen konnte das Entwicklerstudio seinen Fankreis dann noch erweitern, aber dann war es an der Zeit für etwas Neues. Das was als „Project Beast“ begann, ist mittlerweile als PS4-exklusives „Bloodborne“ erhältlich und ob das Spiel von From Software unter der Leitung von Miyazaki die alte Formel auffrischen kann, klären wir in diesem Test.
Das Allheilmittel
Die Geschichte von „Bloodborne“ dreht sich um die mystische Stadt Yharnam, welche angeblich ein Allheilmittel beherbergen soll. Dementsprechend haben sich viele Personen auf die Suche nach dem Mittel gemacht und solch ein Jäger seid auch ihr. Doch in Yharnam angekommen, müsst ihr feststellen, dass die Stadt ziemlich verlassen aussieht und sich die Bewohner der Stadt in blutrünstige Monster verwandelt haben. Also wollt ihr einerseits das Mittel und andererseits einen Ausweg aus der Stadt finden.
Jeder hat eine zweite Chance verdient
In Sachen Gameplay erhält man mit „Bloodborne“ ein klassisches Action-RPG. Statt jedoch mit Schwert und Schild in den Kampf zu ziehen, schicken euch die Entwickler mit einer Schuss- und einer Nahkampfwaffe auf das Schlachtfeld. Beide Waffenarten bieten jedoch mehr, als das sie auf den ersten Blick vermuten lassen. So hat man mit den Nahkampfwaffen die Möglichkeit für einfache und schwerere, aber langsamere Angriffe. Nahezu jede Waffe hat jedoch einen zweiten Modus, der die Waffe transformieren lässt. Aus einer klassischen Kurzaxt, wird plötzlich eine Langaxt. Aus einem Gehstock wird eine Peitsche und damit ändert sich auch das Verhalten der Waffe. Plötzlich kann man besser Flächenschaden verteilen oder aber schneller angreifen. Man kann das Transformieren der Waffe sogar in eine Kombo einbauen und mitten in der Kombo somit seinen Kampfstil ändern! Die Schusswaffen können zwar nicht transformiert werden, haben dafür aber einen umso wichtigeren Einsatzzweck. Sie werden nämlich dafür genutzt, um Konter einzuleiten. Kurz bevor euch der Gegner trifft, könnt ihr ihn mit einem Schuss betäuben und ihm anschließend horrenden Schaden zufügen. Wer diese Mechanik verinnerlicht, hat vor allem gegen größere Gegner Vorteile. Eine andere Möglichkeit bietet das Ausweichen in „Bloodborne“. Denn zu Beginn der Animationen seid ihr für einen kurzen Moment unbesiegbar und wer demnach das Ausweichen richtig hinbekommt, kann durch den Angriff hindurch gehen und dann schnell Schaden zufügen. Könnt ihr einen Treffer doch nicht verhindern, gibt euch „Bloodborne“ eine zweite Chance. Statt euch nämlich direkt etwas von euren Lebenspunkten abzuziehen, werden diese quasi nur markiert und ihr habt ein paar Sekunden Zeit euch mit erfolgreichen Treffern an Gegnern zu rächen und euch eure Lebenspunkte zurückzuholen. Landen die Gegner aber einen neuen Treffer, sind die Lebenspunkte weg und man kriegt sie nur mit Items wieder. Wie man also sieht, ist das Kampfsystem einfach gehalten, bietet aber unheimlich viel Tiefgang, um unterschiedliche Taktiken auszuprobieren. Trotzdem wird es unweigerlich dazu kommen, dass man mal das zeitliche segnet und hier wird es dann kritisch. Denn pro gefallenen Gegner erhaltet ihr Blutechos, die Währung des Spiels. Wenn ihr jedoch stirbt, verliert ihr eure Blutechos und habt genau eine Chance diese wiederzuholen. Meist muss man dafür den Gegner besiegen, der einen selbst getötet hat oder aber sie liegen in der Nähe des Todesortes, wenn einen z.B. eine Falle getötet hat. Sterbt ihr aber auf dem Weg zu euren Blutechos, sind diese für immer weg und das kann wirklich wehtun. Denn nur mit Blutechos könnt ihr euch neue Waffen, Ausrüstungsteile oder Items kaufen, eure Waffen verstärken oder diverse Skills verbessern. Leider sind Tode manchmal auch nicht selbstverschuldet, was meist an der Kamera liegen dürfte. In hektischen Spielsituationen und mit großen Gegnern gerät diese gerne mal außer Rand und Band und man hat Probleme das Spielgeschehen zu verfolgen. Die Skills wurden in „Bloodborne“ vereinfacht. So gibt es nur eine Handvoll Skills, die natürlich eure Lebenspunkte und Ausdauer beeinflussen, aber auch wie stark ihr zuschlagen könnt usw. Manche Waffen benötigen auch unterschiedliche Stufen an Skills, um überhaupt getragen werden zu dürfen.
Geteiltes Leid ist halbes Leid
Wem das Spiel alleine zu schwer ist, kann sich auch Hilfe von Freunden oder Fremden holen. Denn „Bloodborne“ verfügt auch über einen Coop-Modus für bis zu drei Spieler. Jedoch kann man das Spiel nicht vom Start bis zum Ende zusammen durchspielen. Der Coop-Modus ist eher dafür gedacht kurzzeitig auszuhelfen. So muss man im Spielverlauf durch Töten von Bossen Einsicht-Punkte sammeln. Mit diesen lassen sich dann andere Spieler in das eigene Spiel einladen. Die Coop-Sitzung steht jedoch nur so lange, bis man den nächsten Boss besiegt hat oder der Host stirbt. Sollte einer der Fälle eintreten, bricht die Verbindung ab und ihr müsst wieder Einsicht-Punkte einsetzen, um eine neue Verbindung aufzubauen. Etwas unglücklich ist hierbei die Tatsache, dass man die Einsicht Punkte einsetzen muss, um jemanden einzuladen. Wenn sich jedoch keiner für ein Spiel findet oder der Verbindungsaufbau scheitert, ist der Einsicht-Punkt weg und leider sind Einsicht-Punkte keine Massenware. Eine andere Möglichkeit mit anderen Spielern zu interagieren, findet sich in den Chalice Dungeons. Das sind zufällig generierte Dungeons, die man im Spiel durch besondere Rituale erstellen kann. Jeder Dungeon hat dann unterschiedliche Gegner, Bosse, Wege und Items und per Passwort kann man die Dungeons mit dem Rest der Welt teilen. Denn kein Dungeon ist wie der andere.
Kein Allheilmittel für die Technik?
Während man beim Gameplay quasi kaum etwas zu bemängeln hatte, sieht es bei der Technik etwas anders aus. Der eigentliche Stil des Spiels ist wirklich umwerfend. Das gotische Yharnam sieht umwerfend aus und die man kann ganz Yharnam relativ frei erkunden und hat dabei eine logisch aufgebaute Stadt mit unterschiedlichen Stadteilen, die allesamt Wiedererkennungswert haben. Dabei ist das Spiel auch frei von Grafikfehlern wie Aliasing oder Tearing, hat aber mit anderen Problemen zu kämpfen. So ist die Framerate des Spiels nicht sonderlich stabil. Im Durchschnitt schafft man zwar die 30 Bilder pro Sekunde, aber durch ein komisches Framepacing sind manche Bilder öfters zu sehen als andere, was für ein Stottern des Bildes sorgt. Das beeinflusst zwar das Gameplay nicht, ist aber kein schöner Effekt. Im Stadtteil Alt Yharnam gibt es dann sogar wirkliche Framerateeinbrüche, sowie im Coop-Modus. Wenn man zu dritt spielt, kann die Framerate schon mal in untere 20er Bereiche fallen, was dann auf jeden Fall auffällt. Der schlimmste technische Aspekt des Spiels sind jedoch die Ladezeiten. Vor allem Anfänger werden zu Beginn des Öfteren Sterben und nach jedem Tod erwartet einen eine ca. 40 Sekunden-Ladezeit. Wechselt man dann zum Kauf von neuen Items oder dergleichen in die Welt des Jägers, muss man wieder gut 20 Sekunden warten und bei der Rückkehr in die eigentliche Spielwelt wieder 40 Sekunden. Das ist definitiv zu lang und sorgt gerne mal für Frust! Immerhin kann die Musik dann wieder überzeugen, welche meist im Hintergrund bleibt, aber dann in entsprechenden Situationen hervorkommt und das Spielgeschehen mit unterschiedlichen Musikstücken unterschreibt.
FAZIT:
Wenn man „Bloodborne“ das erste Mal startet, wird man quasi ins Spiel geworfen und von allen Seiten getreten. Nichts wird einem auf dem Silbertablett geschenkt und nach 1-2 Stunden fragt man sich, warum man sich das eigentlich antut. Doch dann macht es Klick, man versteht die Spielmechaniken, taucht in die wunderbar gruselige Welt ein und kann sich dem Bann des Spiels nicht mehr entziehen. Das Gameplay ist zum Beispiel immer fair und ein Ableben ist fast immer eigens verschuldet, weil man mal nicht aufgepasst hat, oder wieder zu ungeduldig war. Dann beginnt der Nervenkitzel, da man seine Blutechos nicht verlieren möchte und es gibt nichts Schöneres, als mit mehreren Tausend Blutechos einen Endgegner in letzter Sekunde zu besiegen, obwohl man schon dabei war, sich einen Plan für die nächste Runde zu überlegen. Obwohl das Spiel einen immer wieder bestraft, bleibt es zu jeder Sekunde fair und motivierend, was auch an der Welt liegt. Yharnam lädt zum Erkunden ein und man findet nicht nur neue Items, sondern auch Abkürzungen, die einem den Weg zu bestimmten Orten erleichtern, oder neue Quests schenken. So vielschichtig wie die Stadt ist, ist auch das Gameplay. Enttäuschend ist nur die Technik des Spiels, die für einen PS4-Exklusivtitel nicht gerade berauschend ausfällt. Über die Framerate könnte man noch hinwegsehen, weil sie das Spielgeschehen kaum beeinflusst, aber die Ladezeiten sind wirklich unverschämt lange. Trotzdem sollte sich das Spiel niemand entgehen lassen. Nur dürfen „Demon's“ und „Dark Fouls“ Fans keinen direkten Nachfolger erwarten, sondern sich auf etwas Neues einstellen. „Bloodborne“ spielt sich erfrischend anders und ist auf jeden Fall einsteigerfreundlich, bleibt gleichzeitig auch motivierend.
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