EA und „Battlefield“: Vor einigen Jahren schien es noch so, als wäre diese Paarung ein legitimier Konkurrent für Activisions „Call of Duty“ Serie. Doch leider sorgte die katastrophale Veröffentlichung des vierten Teils dafür, dass die Serie sehr viel Kredit und Anerkennung verlor. Mit der Veröffentlichung von „Battlefield: Hardline“ möchte man dieses Kapitel jedoch endgültig beenden. Ob aus dem Plan was geworden ist, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.
Tatü Tata, die Polizei ist da
Obwohl auf der Verpackung „Battlefield“ drauf steht, dauert es nicht lange bis man merkt, dass dieses Spiel nur noch bedingt mit den vorherigen Teilen zu tun hat. Statt auf ein rein militärisches Setting zu setzen, schlüpft man in die Rolle eines amerikanischen Cops, der unglücklicherweise zum Sündenbock seiner korrupten Polizeigemeinschaft degradiert wird. Anstatt mit den Kollegen die Vorzüge der Bestechlichkeit zu genießen, gerät man von einer komplizierten Situation in die Nächste. Das Niveau der Geschichte ist jedoch recht überschaubar. Das Thema „Korrupte Cops“ wird relativ einseitig und langweilig ausgespielt. Nichts, was man nicht schon in anderen Spielen oder Filmen gesehen hat. Und dies ist gerade deswegen so enttäuschend, da man sich mit „Hardline“ im Grunde von den Fesseln der staubtrockenen Militärhandlungen verabschiedet hat. Anstatt eine innovative und spannende Story zu erschaffen gibt es nur „Cop-Drama #142“. Vorhersehbare Twists und langweilige Einzeiler sorgen dafür, dass man die Geschichte zu keinem Moment wirklich ernstnehmen kann. Schade, aber hier man seine Chance eindeutig vertan.
Innovatives Gameplay!?
Wer ein „Battlefield“ Spiel kauft, weiß im Vorfeld meistens, was ihn erwartet: Non Stop Shooter Action! Umso überraschender ist die Tatsache, dass „Hardline“ einen interessanten Twist bietet. Während man bei der Geschichte an Innovationen gespart hat, überrascht das Gameplay mit einigen interessanten neuen Elementen. Um es kurz zu fassen: „Battlefield: Hardline“ kann auch als Schleich-Spiel durchgehen. Oftmals geht es darum die Levels so leise, wie möglich zu durchforsten. Dies geschieht indem man in gebückter Position durch die einzelnen Areale schleicht. Hat man einen Gegner vor sich, kann man ihn mit dem Aufzeigen der Dienstmarke dazu bewegen die Waffe niederzulegen. Bis zu 3 Personen können damit unter Kontrolle gehalten werden. Anschließend sollte man den Verbrechern möglichst schnell die Handschellen anlegen, da sie nach einer gewissen Zeit aufmüpfig und schießwütig werden. Ist dieser Moment eingetroffen verwandelt sich „Hardline“ in ein traditionelles „Battlefield“ Spiel, wo jeder auf euch los schießt. Serientypisch sollte man in diesem Fall auf Direktkonfrontation verzichten, und stattdessen lieber aus der Deckung schießen. Abgerundet wird dieses Spektakel mit einem simplen Level-Up System, welches zur Freischaltung von zusätzlichen Waffen dient. Die meisten Punkte lassen sich durch das geräuschlose Ausschalten von Standardgegner erspielen. Darüber hinaus gibt es in jedem Level spezielle Extra-Gangster, die bei einer Festnahme ebenfalls euer Punktekonto aufstocken. Diese laufen jedoch nicht klar erkennbar durch die Gegend, sondern müssen erst mit dem Handy aufgespürt werden. Weiterhin kann die digitale Schnüffelnase auch dafür benutzt werden, um Beweismittel aufzuspüren. Diese helfen unter anderem dabei ein wenig mehr über die Hintergründe der Geschichte zu erfahren. Alles in allem hat mir der neue Stealth-Aspekt sehr gefallen. Dennoch haben wir es hier mit keinem Meilenstein der Videospielgeschichte zu tun. Die Ausführung ist relativ simpel ausgefallen. So geht es meistens nur darum nicht ins Sichtfeld der Bösewichte zu geraten. Abstrus wird’s jedoch, wenn man merkt dass diese Regeln aber nicht für den eigenen Partner gelten. Der kann zum Beispiel problemlos durch die Gegend laufen, ohne Aufsehen zu erregen – selbst, wenn er direkt in das Sichtwelt der Gangster läuft. Dieser Bug kommt leider relativ häufig vor, was dem neuen Stealth-Aspekt ein wenig die Glaubwürdigkeit nimmt. Und auch die endlose Anzahl an Patronenhülsen, die zur Ablenkung der Gegner dienen, erinnert einem immer wieder daran, dass „Hardline“ halt nur ein Videospiel ist. Realismus sucht man hier vergebens. Verstärkt wird dieser Gedanke durch die Vielzahl an übertriebenen Setpieces. Ich kenne mich jetzt nicht allzu gut mit dem Polizeitalltag aus, aber ich denke, dass Alligatorenkämpfe und Panzerfahrten nur selten zum Standardprogramm gehören. Stattdessen kam ich während des Spielens nicht von dem Gedanken ab, dass man bei EA lediglich eine simple Checkliste mit „Battlefield“-typischen Elementen durchgegangen ist. Panzer? Check! Sprung aus einem Hochhaus? Check! Zeitlupen Shootouts? Check! Die Liste könnte nur so weitergehen. Ich persönlich finde zwar nicht, dass sich „Hardline“, wie eine simple „Battlefield“ Mod spielt, aber dennoch wirkt die Gesamtkonstellation sehr berechnend. Immerhin haben sich die Jungs von EA dafür entschieden auf sozialkritische Elemente zu verzichten, da diese wohl auch trotz der letzten Ereignisse in den Vereinigten Staaten nur bedingt in das Konzept gepasst hätten. „Hardline“ nimmt sich nur selten ernst. Deswegen ist es meiner Meinung nach okay, dass man diese kontroversen Elemente außen vor gelassen hat.
Boom Boom Bang Bang
Was das Schießen angeht, fühlt sich „Battlefield: Hardline“ immer noch so gut an, wie sein Vorgänger. Und dies ist natürlich vor allem in Anbetracht des mächtigen Multiplayer-Modus ein absolutes Muss. Wie auch in den vorherigen Teilen gibt es eine ganze Reihe von Modi, die euch über viele Stunden unterhalten werden. Fans des klassischen „Battlefield“ dürfen sich zum Beispiel auf die Rückkehr des beliebten Conquest-Mode freuen, wo bis zu 64 Spieler auf dem Land und in der Luft um den Sieg kämpfen. Etwas rasanter geht es jedoch beim neuen Hotwire-Modus zur Sache. Während man als Krimineller möglichst viele markierte Wagen stehlen muss, gilt es als Polizist dieses Unterfangen zu verhindern. Noch mehr Vertikalität bekommt der Multiplayer-Modus außerdem durch die Hinzugabe des Enterhakens und der Seilrutsche, die einem bei der Erkundung der weiträumigen Häuserschluchten helfen. Insgesamt gibt es neun Karten in „Battlefield: Hardline“. Aufgrund der enormen Größe wird man aber auch nach vielen Stunden immer noch Gefallen an ihnen haben. Und selbstverständlich gibt es auch wieder den altbekannten Season-Pass, der die Veröffentlichung von weiteren Maps verspricht.
We are living in America
Fangen wir mit den guten Nachrichten an: „Hardline“ läuft mit soliden 60fps. Selbst Ruckler sucht man vergebens. Das Ganze hat jedoch seinen Preis: Wie schon bei „Battlefield 4“, beträgt die Auflösung der PS4 Variante nur 900p. Und was die grafische Qualität angeht, zieht „Hardline“ im Vergleich zum Vorgänger klar den Kürzeren. Obwohl insbesondere die Charaktermodelle hervorragend animiert wurden, überkommt einem zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Grafikpower der PS4 ernsthaft gefordert wird. Es gibt zwar eine große Variation an Gebieten und Schauplätzen, aber was den Detailgrad angeht, bleibt man auf einem überschaubaren Niveau. Lächerliche Fahrzeugmodelle, eine schlampige KI und mitunter teils hässliche Boden- und Landschaftstexturen lassen die Frage aufkommen, ob hier wirklich mit allen verfügbaren Ressourcen gearbeitet wurde. Immerhin ist wenigstens der Sound auf einem zufriedenstellenden Niveau. Dies gilt sowohl für die Synchronsprecher, als auch für die bombastischen Waffen- und Explosionseffekte. Zugegebenermaßen ist die Qualität der einzelnen Dialoge manchmal etwas fragwürdig, aber wenigstens lassen sich die Sprecher nicht davon abhalten eine vernünftige Darbietung hinzulegen. Lediglich die schlechte Abmischung sorgt dafür, dass die Stimmen oftmals etwas leise daherkommen.
FAZIT:
„Battlefield: Hardline“ ist Videospielstandard. Nicht mehr und nicht weniger. Natürlich könnte man unfair agieren und das Existenzrecht des Titels hinterfragen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass hinter dem Namen „Battlefield“ normalerweise brachiale Militäraction steckt. Und obwohl Gemeinsamkeiten zu den klassischen Spielen nicht von der Hand zu weisen sind, hätte sich keiner gewundert, wenn man dieses Spiel unter einem anderen Namen zu veröffentlicht hätte. Stattdessen ist man den einfachen Weg gegangen und hat es mit einer großen Marke versehen. Eine legitime Entscheidung, wenn man an die hohen Kosten denkt. Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack. In Sachen Gameplay überrascht „Hardline“ aber mit einem neuen Twist: Das Schleichen macht Spaß und sorgt dafür, dass es sich wenigstens etwas von der Masse abheben kann. Wer es aber dennoch klassisch mag, wird vor allem im Multiplayer-Modus mit dem altbekannten „Battlefield“ Flair versorgt.
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