Seit ich im mir Jahre 2000 mit dem Dreamcast Controller im Wahrenhaus fast die Finger gebrochen hab, komm ich nicht mehr von der Tony Hawk Reihe los. Die Sucht, immer wieder neue Wege und neue Tricks auszuprobieren, war ungebrochen und mit Tony Hawk's Pro Skater 4 wurde mein persönlicher Höhepunkt der Serie erreicht. Das Spiel war so ziemlich perfekt und es gab eigentlich nichts mehr zu verbessern. Neversoft versuchte es dennoch und landete mit THUG ziemlich auf der Fresse. Es bot zwar die gewohnt geniale Spielbarbarkeit, litt jedoch unter einigen Designfehlern. So war THUG eher ein Rückschritt als Fortschritt. Nun schickt sich THUG2 an, um endlich neue Akzente zu setzten. Ob dies gelingt erfahrt ihr in den folgenden Zeilen...
Eigentlich sind in THUG2 gleich zwei Spiele enthalten. Für die Old Schooler unter euch, steht der „Classic Mode" zu Verfügung. Dort müsst ihr in bester Tony Hawk Manier innerhalb eines zweiminütigen Zeitlimit diverse Aufgaben erfüllen. Entweder ihr startet mit einem selbstkreierten Skater, oder ihr sucht euch einen bekannten Profi aus. Des weiteren stehen diverse Bonuscharaktere wie Wee Man, ein Shrimpverkäufer, ein Alien oder ein Harlekin zur Verfügung. Sogar Shrek gibt sich die Ehre. Diese müssen jedoch erst im „World Destruction Mode" freigeschaltet werden, worauf ich später noch eingehe. Die meisten Aufgaben, die es zur erledigen gilt, kennen Veteranen bereits seit dem ersten Tony Hawk's Pro Skater Teil. So gilt es einen High-/Profi-/Hammerscore zu knacken, die Buchstaben S-K-A-T-E einzusammeln, eine fette Combo zu landen oder diverse Sachen zu zerstören. Nebenbei will das Hidden-Tape auch noch von euch gefunden werden. Habt ihr eine bestimmte Anzahl an Aufgaben gemeistert, so wird ein neuer der über 10 Level freigeschalten. Der Hautbestandteil des Spiels ist jedoch die „World Destruction Tour" die euch wie der Name bereits sagt, rund um die Welt führt.
Hey Ho Lets go
Bevor die Reise jedoch beginnen kann, entscheidet ihr euch noch für einen von 3 Schwierigkeitsgraden und nach dem coolem Intro, könnt ihr noch euer Äußeres verändern - und sogar mit der Eye Toy Cam eure Visage ins Spiel bringen. Dann geht es auch schon auf den Trainingsparcours, welches dem Warehouse aus dem Original entspricht. Anfänger bekommen hier die Steuerung erklärt, aber auch Tony Hawk Veteranen sollten sich hier kurz Zeit nehmen. So gibt es im neusten Teil wieder einige Neuerungen, um an noch mehr Punkte und noch geilere Combos zu kommen. So könnt ihr euch, falls man einmal in eine Sackgasse gerät, mit einem Sticker von der Wand abstoßen oder mit dem Matrix mäßigen Fokus - hier muss die Spezialleiste voll sein - die Zeit verlangsamen. Leider liegt der Fokus ungünstig auf dem L3 Button. Da ich bevorzug mit dem D-Pad zocke, war dies sehr umständlich für mich. Falls man sich doch mal ne blutige Nase holt, könnt ihr noch einen Freak-Out machen. Hier hämmert ihr einfach schnell auf die Dreieck Taste und der Skater schmeißt entweder das Board weg, oder zerbröselt dieses in einer hübschen Animation mit dem Kopf und lässt noch einen wütenden Spruch los. Dafür bekommt man ebenfalls Punkte, die man auch gleich wieder in eine Combo einbinden kann. Auf dem Trainingsparcourskönnt ihr zudem in aller Ruhe eure Stats verbessern. Diese müsst ihr auf der Destruction Tour nämlich nicht mehr in Form von Punkten einsammeln, sondern eure Fähigkeiten verbessern sich indem ihr diverse Aufgaben erfüllt. So müsst ihr eine bestimmte Zeit einen Manuel oder Lip halten um die entsprechenden Werte zu verbessern. Um euren Air, Flip oder Spin zu verbessern sind z.B. Combos gefragt (entweder eine bestimmte Anzahl oder Punktzahl). Somit könnt ihr bereits im ersten Level euren Skater bis zum Ultimum aufleveln.
Get the party started
Im Intro wird entschieden in welchen Team du bist, aber da dich Bam Magera nicht haben will und sich lieber für einen kleinen Hosenscheißer mit Vollgips im Rollstuhl entscheidet, nimmt sich Tony Hawk deiner an. Da ihr in einem Team spielt, seid ihr jedoch nicht völlig auf euch allein gestellt. So findet ihr in jedem Level drei weitere Charaktere, welche euch zur Seite stehen und durch die ihr an neue Aufgaben kommt. Zum einen steht euch ein Profiskater zur Verfügung und dann noch zwei geheime, meist durchgeknallte Typen. Ein Charakter besitzt zudem ein eigenes Vehikel, welches sich leider ziemlich bescheiden steuern lässt. Hier hat Neversoft leider nicht dazugelernt, denn die Autos in THUG 1 steuerten sich ähnlich katastrophal. Völlig hektisch und hakelig versucht man nun die Gefährte durch die Level zu manövrieren und Spaß kommt dabei nicht wirklich auf. Zum Glück beschränken sich die Aufgaben nur auf einen kleinen Teil des Spiels und somit lässt sich das ganze etwas verschmerzen. So gibt sich ein Aboriginee im Go-Kart, ein Vodoomeister auf einem Dreirad oder Steve-O auf einem mechanischen Bullen die Ehre. In jedem Level müsst ihr immer eine bestimmte Anzahl an Aufgaben erfüllen, um - wie gewohnt - einen neuen Level zu erreichen. So führt einem die Tour quer über den Erdball. Den Anfang macht Boston und es geht dann weiter über Barcelona nach Berlin, Australien, New Orleans und als - offizieller - Abschluß wartet dann noch das Mekka für jeden Skater. Skatopia! Die Aufgaben in den Levels reichen von einfachen Sachen wie „Knack den Highscore", „Markiere dein Gebiet mit Graffitis" oder „Bewirf Passanten mit Obst", bis hin zu schwierigen Combos wo ihr ohne Unterbrechung durch den halben Park skaten müsst. Natürlich haben einige Aufgaben auch wieder eine spezielle Wirkung auf den Level, der sich durch bestimmte Aktionen verändern lässt. Wenn ihr ein Level gemeistert habt, folgt immer eine ziemlich abgedrehte Zwischensequenz die teilweise ziemlich rabiat geworden sind. Sei es von dem Schmerz den einige erleiden, bis zu nicht jugendfreien Sätzen. So schleust z.B. Bam einen Stier in das Apartment seines Daddys Phil Magera - der fette, behaarte Kerl bekannt aus Jackass.
Grind On
Die Steuerung auf dem Board ist wie gewohnt erstklassig und es gibt nichts zu beanstanden. Die Tricks gehen flott von der Hand und sollte man mal den Boden küssen, ist man immer selbst dran schuld. Wenn ihr das Board verlasst, schaut die Sache leider anders aus. Egal ob zu ihr Fuß unterwegs seit oder mit einem Vehikel. Die Steuerung ist extrem hakelig und ich hatte arg dran zu kämpfen z.B. eine Leiter hochzuklettern. Grafisch gibt es wie immer nur leichte Verbesserungen. Die Charaktermodelle sind alle ein wenig detaillierter und der Tag/Nacht Wechsel ist schön inszeniert. Die Animationen während des Boarden sind schön geschmeidig. Selbst die Animationen, wenn man das Board wiederbekommt, haben mir recht gut gefallen. Bei Fußmärschen sollte Neversoft beim Nachfolger aber den Stock aus dem Hintern der Skater entfernen. Dazu gibt es noch einen schönen Blureffekt, und ab und zu ein leichtes Ruckeln darf natürlich auch nicht fehlen. Ich glaube Neversoft wird noch in 10 Jahren die gleiche Grafikengine verwenden, die sie schon seit Teil 1 verwursten und diese immer nur in kleinen Schritten verbessern. Musikalisch bietet der neueste Teil von Johnny Cash (Ring of Fire) über Frank Sinatra (That's life) bis hin zu Metallica (Whiplash) und Ministry (No) auch punkige Sachen von The Ramones (Rock `n´ Roll Highscholl) oder Less Than Jake (That's way that's...union). Selbst der deutsche MC Kool Savas schaffte es in den OST. Im Großen und Ganzen bin ich jedoch etwas enttäuscht, denn der größte Teil haute mich nicht vom Hocker. Auch nicht gefallen hat mir die Schrift, welche ziemlich klein und dick geraten ist. So musste ich mehrmals meine Nase an die Glotze halten, um überhaupt etwas zu erkennen. Beim Levelwechsel sind die Ladezeiten zwar etwas lang, aber noch im Bereich des Akzeptablen. Nur in den Menüs nerven die Ladezeiten etwas, da jedem Video, welches man sich anschaut, eine lange Ladesequenz folgt. Wer genug von den vorgegebenen Levels hat, kann sich selbstverständlich wieder am verbesserten Editor versuchen und seiner Fantasie freien Lauf lassen. Das gilt auch für die Grafittis, welche mit 12 Lagen ausgestattet werden können. Des weiteren könnt ihr neue Tricks generieren oder euch beim Charakterbau austtoben. Die Editioren lassen somit keine Wünsche offen.
Mehrspieler Tour
Natürlich gibt es auch wieder einen MP Modus, der sich jedoch nicht wirklich von den älteren Teilen abhebt. Als Neuerung kann jetzt jeder Spieler in einem Level diverse Punkte verstecken und wer zuerst alle Punkte einsammelt, hat gewonnen. Ansonsten gibt es noch Modi, in denen der Spieler gewinnt, der die meisten Punkte ergattert, zuerst eine bestimmte Anzahl an Punkten erreicht, innerhalb des Zeitlimits die geilste Combo hingelegt hat oder der die meisten Graffitis an die Wände gebracht hat. Es gibt sogar einen Deathmatch-Modus, bei dem ihr euch mit Feuerbällen malträtieren könnt. Auch mit von der Partie ist der (zumindest bei mir beliebte) LOSER (früher HORSE) Modi, wo der verliert, der zuerst das Wort LOSER (oder ein selbst gewähltes) zusammen hat. Es wird immer eine Pipe oder Objekt vorgegeben und wer dort die wenigsten Punkte erreicht, bekommt einen Buchstaben. Das ganze kann man Off- wie auch Online zocken.
FAZIT:
THUG2 könnte man eher als Tony Hawk's Pro Skater 5 bezeichnen, da er dort ansetzt, wo Teil 4 aufgehört hat. Beide Spiele sind vom Missionsdesign her sehr abgedreht, nur dass es bei THUG2 eben nervige Fahr- und Klettereinlagen gibt und dadurch kommt es auch nicht an Teil 4 heran. Zudem hat man alles schon einmal gesehen. Nerversoft sollte sich jetzt Zeit lassen, um etwas wirklich Neues zu bringen und nicht nur ein weiteres Update. Alle die von THUG1 enttäuscht wurden, werden hier jedoch wieder etwas besänftigt. Gerade über den Classic Modus werden sie sich freuen. Denn hier wird Tony Hawk in Reinkultur geboten, so wie Tony Hawk sein sollte - ein Skateboardspiel eben.
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
- 1A Steuerung auf dem Board
- Völlig abgedrehte Charaktere
- Coole Zwischensequenzen
Minuspunkte:
- Schlecht lesbare Schrift
- Fokus liegt ungünstig auf der L3 Taste
- Miese Steuerung der Vehikel