Until Dawn befand sich gefühlt eine halbe Ewigkeit in Entwicklung und begann eigentlich als Move-exklusives Spiel für die PS3. Doch nach einiger Zeit entschied man sich dazu die Entwicklung auf die PS4 zu verlagern und den Move-Fokus zu entfernen. Vielen Spielen tut solch eine lange Entwicklungszeit nicht gut, wie gingen die Entwickler von Supermassive Games also damit um? Ist das Spiel der erhoffte Horror-Hit?
Eine verlassene Berghütte mitten im Wald
Was die Geschichte angeht, orientiert sich Until Dawn an zahlreichen Filmen aus den Teenie Horror Trash Filmen und besitzt wohl das klischeehafteste Setting, dass man sich ausdenken könnte. Denn die Geschichte spielt auf einem einsamen Berg, der nur per Seilbahn erreicht werden kann in einer verlassenen Ferienhütte mitten im dunklen Wald. Perfekter Schauplatz für ein paar verrückte Psycho-Spielchen, rund um die acht Jugendlichen, die sich in dieser Hütte treffen möchten. Dabei ist den meisten der Protagonisten dieses Treffen nicht ganz lieb, denn auf den Tag genau vor einem Jahr ist in der Gruppe ein schlimmer Vorfall passiert. Hannah und Beth, zwei Schwestern, sind nach einem dummen Streich der Gruppe in den Wald geflohen und wurden dort ermordet. Doch weder Mörder noch Leichen wurden jemals gefunden.
Ein Jahr später lädt der Bruder Josh nun die Freunde ein, um der beiden nochmals zu gedenken und sich etwas abzulenken. Doch was wie ein normales Treffen beginnt, wird schnell zum Albtraum. Denn der Mörder der beiden Schwestern scheint nicht erfreut über den Besuch zu sein und versucht einen nach dem anderen umzubringen und einen schnellen Fluchtweg gibt es auch nicht. Was also tun bis zum Morgengrauen? Was wie eine typische Teenie Horror Geschichte klingt, ist es auch. Vor allem die Charaktere sind zum Teil ziemlich klischeehaft und haben immer einen schlauen Spruch auf den Lippen, egal wie ausweglos die Situation auch ist. Insgesamt sorgt das für eine recht lockere Atmosphäre und wirkt selten aufgesetzt oder nervig. Zahlreiche Wendungen im Spiel halten auch bei Laune und sind nicht immer vorhersehbar.
Heavy Rain 2.0
In Sachen Gameplay hat man sich ganz stark an den Leuten von Quantic Dream mit ihren Spielen Heavy Rain oder Beyond: Two Souls orientiert. Je nach Situation schlüpft man nämlich in die Haut einer der Personen und steuert sie aus der 3rd-Person Perspektive. Hin und wieder kann man Sachen begutachten, aber meist darf man Entscheidungen treffen. Laufe ich weg oder verstecke ich mich? Helfe ich Person X und bringe mich dabei möglicherweise selber in Gefahr oder sehe ich zu, dass ich meine eigene Haut rette? Viele der Entscheidungen sind dabei im ersten Moment gar nicht sonderlich tragisch, wenn es darum geht, ob man eine Schere mitnimmt oder nicht. Doch irgendwann kommt dann die Konsequenz daraus, wenn man in einem Konflikt beispielsweise nicht die Schere dabei hat. Das ist auch das schöne an den Entscheidungen, denn nichts ist wirklich offensichtlich und die offensichtlich richtigen Entscheidungen können auf lange Sicht auch ganz üble Konsequenzen haben. So kann man sich ganz seiner Intuition verschreiben und einfach drauflos spielen. Und je nachdem, wie man sich entscheidet, überleben alle 8 oder es können auch alle 8 sterben oder eben nur ein paar. Die Wahl liegt bei euch! Die Erfahrung an sich ist aber relativ linear und man hat wenig abseits vom Weg zu tun. Denn der zu gehende Weg ist immer klar und es gibt keine Möglichkeit sich zu verlaufen oder ein Rätsel nicht zu schaffen. Leider sorgt das dafür, dass man nicht mal Gruppenmitglieder ansprechen kann, wenn das Spiel das gerade nicht möchte. Etwas mehr Freiheit hätte hier nicht schaden können, auch wenn man so ein sehr kompaktes und optimiertes Spielerlebnis erhält.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, begann Until Dawn eigentlich als Move-Spiel. Obwohl auf der Rückseite der Spieleverpackung Move-Kompatibilität erwähnt wird, unterstützt das Spiel den Move-Controller nicht. Dafür aber die Bewegungssensoren des Pads und man kann sich entscheiden, ob man sie nutzen möchte oder nicht. Wenn man das tut, wird man meist damit die Taschenlampen der Spieler steuern. Statt diese mit dem rechten Analogstick zu steuern, kann man ganz locker aus dem Handgelenk heraus das Licht der Lampe steuern, um so Objekte zur Interaktion zu erkennen. Nach kurzer Eingewöhnungszeit funktioniert dies erstaunlich gut und intuitiv und ist definitiv besser als die herkömmliche Steuerungsart. Ansonsten werden die Sensoren noch für kleinere Aktionen, wie das Öffnen einer Tür oder das Begutachten eines Objektes benutzt. Aber fast alle Bewegungen lassen sich mit dem Handgelenk ausführen. Wenn man dann solch ein Objekt findet, ist es meist ein Hinweis oder ein Totem. Erstere bieten ein paar Hintergrundinformationen zur Geschichte und der Geschehnisse vor diesem Tag und letztere bieten Visionen dazu, was euch passieren kann. Je nachdem seht ihr, wie ihr vielleicht sterben werdet oder was passieren kann. Eure Entscheidungen beeinflussen den Ausgang der Visionen aber.
Alles muss dunkel sein
Technisch sieht man Until Dawn durchaus noch seine PS3-Vergangenheit an, aber trotzdem sieht das Spiel toll aus und kann mit feinen Details bei den Charakteren überraschen. Diese haben besonders viel Liebe zum Detail erfahren, da sie echten Schauspielern, wie Hayden Panettiere, nachempfunden sind und auch so aussehen. Das ist dann auch der Grund, warum die Charaktere sehr echt animiert sind und durch Einsatz von Mimik und Sprache ihre Gefühle zum Tragen bringen. In Sachen Umgebungen wird relativ viel Abwechslung geboten, wobei die meisten Details in der Dunkelheit verloren gehen. Denn das Spiel ist wirklich sehr, sehr dunkel gehalten. Leider gibt es zudem hin und wieder ein paar unscharfe Texturen, übertriebenen Einsatz von Motion Blur und sogar Ruckler. Dabei scheint das Spiel mal mit mehr, mal mit weniger als 30 Bildern pro Sekunde zu laufen. Wirklich schlimm ist es nicht, aber wenn die Bildrate mal kurz einbricht, dann sehr stark und recht zufällig. Immerhin gibt es aber ein sehr sauberes Bild ohne nervige Artefakte, wie Aliasing oder gar Tearing. Musikalisch gibt es einen guten Soundtrack, der die Atmosphäre des Spiels gut einfängt. Leider können die deutschen Sprecher nicht wirklich überzeugen und wirken etwas deplatziert. Glücklicherweise kann man einfach über das Menü die englischen Originalstimmen aktivieren und dann deutsche Untertitel verwenden.
FAZIT:
Until Dawn ist der Überraschungshit des Jahres für mich, denn die Entwickler von Supermassive Games haben die Zeit sinnvoll genutzt und zahlreiche Enden entwickelt und den Weg dahin spannend verpackt. Vor allem das die Entscheidungen nicht immer offensichtliche Konsequenzen nach sich ziehen und man gerne mal überrascht wird, ist eine erfrischende Neuerung, die das Spiel über die Konkurrenz von Beyond: Two Souls oder den Telltale Games Spielen hebt. Auch die Bewegungssteuerung weiß zu überzeugen, obwohl der Wegfall des Move-Supports etwas überrascht, da er sich hier perfekt eignen würde. Aber auch so kann das Spiel jederzeit perfekt kontrolliert werden. Leider gibt es auch ein paar kleine Probleme, wie die schlechte deutsche Synchro oder den sehr linearen Spielablauf, der aber durch zahlreiche Wege natürlich für genügend Wiederspielwert sorgt. Der größte Kritikpunkt meinerseits ist der fehlende Horror. Denn obwohl die Geschichte durchaus interessant ist, habe ich mich zu keiner Zeit gegruselt und man hat eher durch ein paar Jumpscares überzeugen wollen. Hier wäre definitiv mehr drin gewesen. Aber ansonsten bekommt man hier ein tolles Adventure-Spiel für Erwachsene, dass dank der zahlreichen Alternativwege für viel Gesprächsstoff sorgen dürfte. Das sollte sich niemand entgehen lassen!
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