Oldboy - Ultimate Edition
Es mag Leute geben, die asiatische Filme für überbewertet halten. Zu sehr werden sie von Fans des Genres in den Himmel gelobt und Hollywood Filme als „böse“ angesehen. Old Boy ist einer dieser Filme. Von „Asiengegnern“ als plumper Tarantino/Fincher Klon abgestempelt und von „Asienfans“ in den siebten Himmel gelobt. Park Chan-Wook bedient sich also bei diesen westlichen Regisseuren, aber wo hat sich Tarantinos hochgelobtes Kill Bill bedient? Was Park Chan-Wook endgültig aus der Manga-Vorlage gemacht hat, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.
Originaltitel: Old Boy Regie: Park Chan-wook Darsteller: Choi Min-Sik, Yu Ji-Tae, Kang Hye-Jeong Laufzeit: 120min FSK: 16 Sprachen: Koreanisch Untertitel: Englisch, Koreanisch Ton: 5.1 DD Regionalcode: 3 Bildformat: 2,35:1 TV-Norm: NTSC Produktion: 2004 Vertrieb: Starmax Preis: 2er DVD Version 20€, Ultimate Edition 80€
Story: Die Story ist im Prinzip sehr einfach gestrickt und nimmt sich das Rache Thema zum Vorbild. Rache übt man aus um selbsterfahrenes Leid einem anderen heimzuzahlen. Damit nimmt die Person alles auf sich, nur um sein Ziel zu erreichen. „So wird ein durchschnittlicher Mann scheinbar ohne jeglichen Grund entführt und für 15 Jahre eingesperrt. In dieser Zeit ist der Kontakt zur Außenwelt nur sein Fernseher, wo er auch erfährt das seine Frau ermordet wurde und er als Täter von der Polizei gesucht wird. Er weiß nicht warum er eingesperrt ist, jedoch muss er irgendetwas getan haben was einem anderen nicht gefallen hat. So wird er immer wieder hypnotisiert und mit Drogen voll gepumpt. Doch langsam beginnt sich Oh Dae-Su (Choi Min-sik) der Situation anzupassen und bereitet sich auf seine Rache vor. Er versucht auszubrechen, doch bevor er dies schafft, wird er in feinen Klamotten und Geld auf die Straße gesetzt. Nun gibt es nur noch einen Grund zum weiterexistieren... Rache! Zeit hat er jedoch nicht viel, da, wenn er nach 5 Tagen nicht den Grund für sein Martyrium herausgefunden hat, alle Menschen getötet werden, die er liebt. Sein erster Weg führt ihn in ein Sushi-Restaurant, wo er die hübsche Mido trifft. Sie wird Dae-Su von nun an helfen. Aber kann er ihr trauen? Auch findet er den Peiniger Lee Woo-Jin (Ji-Tae Yu) sehr schnell, die Lösung Warum? und Wieso? erfährt er jedoch nicht. Wenn er seinen Peiniger foltert, knipst er einfach seinen Herzschrittmacher aus und wenn er ihn gleich tötet erfährt er nie die Antworten die er sucht. Es steckt jedoch noch viel mehr dahinter als anfangs angenommen.“ Dem Zuschauer wird alles sehr konstruiert vorkommen (zufällig trifft er Mido und verliebt sich, zufällig kann sie ihm weiterhelfen, etc...). Aber durch die Lösung des Films, wird eindrucksvoll gezeigt, weshalb alles so zusammen passt.
So simpel wie das alles klingen mag, so kompliziert wird das Ganze. Old Boy ist kein Rachefilme, wie Kill Bill wo man einfach sein Hirn ausschaltet und unterhalten wird. Old Boy ist mehr und verlangt viel vom Zuschauer. Denn dieser muss starke Nerven haben, denn Old Boy ist nichts für zimperliche Nerven - zudem ziemlich brutal. Jedoch mit dem Unterschied, dass die Brutalität nicht so offen gezeigt wird, sondern die Kamera stets in eine andere Perspektive schaltet. Somit wirkt der Film meiner Meinung nach noch brutaler und dem nächsten Zahnarztbesuch werde ich mit gemischten Gefühlen begegnen. Der Film ist sehr düster gehalten und die Kamera ziemlich experimentell - besonders geile eine horizontale Kamerafahrt einem Gang entlang wo sich Oh Dea-su mit Gangstern prügelt. Auch die Kontraste und Farben bestehen in jeder Szene aus purem Style und zum Glück verliert sich Old Boy nicht darin, wie andere Filme. Die Musik tut ihr übriges und der anfängliche starke Sarkasmus lässt einen etwas schmunzeln. So steht Dae-Su einmal vor ein paar Jugendlichen und schlägt sich mit ihnen. Davor kommt sein Satz: „Can imaginary training for 15 years be put to use?“ Nach dem Kampf ein trockenes: „It can“. Oder als er eine Frau vernaschen will der gleiche Satz... jedoch lautet hier die Antwort „It can’t.“ Park Chan-Wook inszenierte den Film auch mit reichlich Rückblenden und greift auch schon einmal vor, um später das gesehene zu erklären.
Der Film bewegte mich mehr, als viele andere Filme in den letzten Jahren. Wenn Dae-Su einen in Geschenkpapier gepackten Karton öffnet und er die bittere Wahrheit erfährt, bleibt dem Zuschauer alles im Hals stecken was nur stecken bleiben kann. Und die abschließende Szene im Wald bei Schneefall, bewegte mich wie selten. Ein Film wie ihn Hollywood nie erzählen könnte und sich so ein Ende nicht mal trauen würde. Anfangs erwähnte ich, dass Old Boy zusammengeklaut sei – tja – das bestätigte Hollywood Remake steht schon in den Startlöchern. Es wäre schön, wenn die Augen der Hollywoodfans einmal geöffnet werden und ihnen gezeigt wird, woher denn die Ideen ursprünglich stammen... oder glaubt ihr Kung-Fu-Filme wie Tarantino sie in Kill Bill ehrt, stammen aus Hollywood?
Zum Schluss noch ein kleiner Vergleich der verschiedenen Versionen. So gibt es eine normale 2er DVD Edition und eine Ultimate Edition. Abgesehen von den materiellen Extras gibt es auch Unterschiede im Bild. Hier mal jeweils 2 Bilder, wobei das rechte Bild aus der normalen und das linke aus der UE stammt. Welche Version einem nun besser gefällt, sei jedem selbst überlassen. Ich habe beide gesehen und finde die UE schöner. Wer auf eine deutsche Synchro warten will, braucht sich auch nicht mehr lange zu gedulden. So brachte e-m-s den Film bereits vor einiger Zeit mit einer sehr guten deutschen Synchro ins Kino und ein DVD Release wird sicherlich bald folgen.
Bild: Das Bild ist gestochen scharf und weist keinerlei Verunreinigungen auf. Die Farben sind toll und kontrastreich. Mal schauen, wie die e-m-s Scheibe wird.
Ton: Auch hier gibt es nichts zu bemängeln. Der Soundtrack ist einfach nur grandios und die anderen Effekte sind glasklar. Wieder mal ein OST, den man sich auch ohne den Film nebenbei anhören kann.
Bonus: Ein grandioser Film braucht natürlich auch eine ansprechende Verpackung und Old Boy lässt sich da keineswegs lumpen. Nicht nur, dass die normale 2er DVD Edition im edlen Schuber mit zwei Digipacks im Inneren daherkommt, nein, die Ultimate Edition schaut umwerfend aus und besteht zudem aus Kupfer und ist handgemacht! Das Teil ist schwer ohne Ende und auf 2000 Stück limitiert. Ich habe übrigens die Nr. 0861 eingestanzt. In dieser Box befinden sich 4 Digipacks mit Film, Soundtrack und 2 DVD’s inkl. Extras. Dazu gibt es noch 3 Filmschnipsel von den drei Hauptdarstellern und ein 80 seitiges Photobuch sowie ein Sketchbook mit dem kompletten Film als Storyboard. Die Box ist nebenbei noch in einen Geschenkkarton eingepackt, aus der Dae-Su im Film u.a. die Wahrheit erfährt. Auf den DVD’s befinden sich vier Audiokommentare, Making Of, Bericht von Cannes (wo der Film ziemlich abräumte), massig Interviews mit den Darstellern und Machern, Musikvideo (Secret - yi suna yo), der Kurzfilm „The Judge“ von Park Chan-Wook sowie der Kurzfilm „Memory of Old Boy“ von Park Chan-Wook. Auf der dritten DVD gibt es „The Story of Old Boy“, welches ein Dokumentarfilm ist, der aus 108 Einzel Tapes besteht und chronologisch dem Film entsprechend ein Behind the scene darstellt. Leider sind die Extras bis auf einen der beiden Kurzfilme nicht untertitelt.
FAZIT:
Old Boy ist kompromissloses, schockierendes und bewegendes Kino, welches den Vergleich mit Tarantino, Fincher oder Lynch nicht gerecht wird. Der Film ist mehr und dort, wo genannte Regisseure aufhören, fängt Park Chan-Wook erst an. Am Ende gibt es auf den ersten Blick keinen wirklichen Gewinner. Auf den zweiten und dritten ist es jeweils der andere... grandios! Ebenfalls grandios sind alle Schauspieler, die überzeugender nicht sein könnten! Vor allem Choi Min-Sik als Oh Dae-Su macht seine Sache beängstigend gut und ich saß nach dem Kinobesuch, sowie auch jetzt wieder bei der DVD genauso verstört im Sessel, wie er.
Bild: 10/10 Ton: 10/10 Bonus: 10/10 Film: 10/10
[Review verfasst von Shagy]
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