Pixars komplette Kurzfilm Collection
Während Kurzfilme im Kino meist wenig Beachtung erhalten, ist das bei den Kurzfilmen aus dem Hause Pixar etwas anders. Diese meist zirka 5 Minuten langen Filmchen werden meist als Einleitung zum eigentlichen Pixar Hauptfilm gezeigt. Doch was hat Pixar eigentlich vor „Toy Story“ gemacht? Die nun erschienene Collection umfasst 13 Kurzfilme und geht dabei bis zu den Anfängen ins Jahr 1984 zurück.
Originaltitel: Pixar Short Film Collection - Volume 1 Regie: diverse Laufzeit: 53 FSK: ohne Altersbeschränkung Ton: DD 5.1 / DD 2.0 (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch), dts 5.1 (Deutsch, Italienisch), PCM 5.1 (Englisch) Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch Regionalcode: A, B, C Bildformat: teils 4:3 und 16:9 TV Format: 1080p Produktion: 1984 - 2007 Erschienen: 04.10.2007 Vertrieb: Buena Vista Preis: 29€
Film: Im Jahre 1979 wurde Pixar als „Pixar Image Computer“ gegründet und stellte ursprünglich High End Rechner für die Medizinbranche her. Im Jahre 1984 stieß dann mit John Lasseter ein Animator hinzu und die Geschichte nahm mit dem Kurzfilm „The adventures of André & Wally B.“ seinen Lauf. Dieser wurde auf dem damals schnellsten Rechner der Welt, dem Cray X-MP, berechnet. Der Film wurde unter anderem auf dem SIGGRAPH Festival abgefeiert, da er der erste 3D Film mit einer Geschichte war. Bisher wurden mittels der Rendertechnik höchstens ein paar Formen auf den Bildschirm gezaubert, ohne jedoch eine Geschichte zu erzählen. Anfangs wurden die Kurzfilme nur zu Marketingzwecken erstellt. Man dachte sich anscheinend, dass mit einem lustigen Filmchen die Absatzzahlen eher steigen würden als mit langweiligen Animationen von geometrischen Figuren. Später wurde „Pixar Image Computer“ dann von Steve Jobs (dürften allen auch als Mitbegründer von Apple ein Begriff sein) aufgekauft und in „Pixar Animation Studios“ umbenannt. Von da an wurde die Hardware Abteilung aufgelöst und nur noch Animationsfilme erstellt. Anfangs waren dies nur kleinere Werbefilmchen und das Erschaffen von Logos (z.B. abc, IBM, Paramount). Es dauerte aber nicht lange und Disney hat an die Tür von Pixar geklopft. Wollten sie anfangs nur deren Animatoren abwerben, schlossen sie später dann einen Vertrag über drei Filme mit Disney ab. Im Jahre 1995 erschien dann mit „Toy Story“ der erste abendfüllende Film, welcher alle Rekorde brach. Der Rest ist Geschichte.
Auf dieser Collection hat man nun alle Kurzfilme von 1984 bis 2007 gepresst, was einen tollen Blick auf die Entwicklung der Computeranimation schafft. Angefangen mit „The adventures of André & Wally B.“ (1984), welcher auf seine Art wirklich beeindruckend ist. Die Technik sticht dabei fast schon die frühen Renderfilmchen auf der PSOne aus, welche bekanntlich erst 10 Jahre später erschien. Dazu gibt es eine kurze, aber sehr witzige Geschichte mit einem Männchen und einer Hummel mit einem spitzen Stachel. Das zweite Werk „Luxo Jr.“ (1986) stellte die Geburtsstunde des Pixar Logos dar. Hier feierte nämlich die bekannte Stehlampe ihren ersten Auftritt inklusive toller Schatteneffekte. Dieser Film besitzt einen ungehörigen Charme und vereint viele verschiedene Gefühlsrichtigen wie Freude, Trauer und Spaß. Zu Recht bekam Pixar dafür eine Oscarnominierung. Der im Jahre 1987 veröffentlichte Kurzfilm „Red’s Dream“ ist recht traurig. Hier träumt ein Einrad davon, dass es endlich einen Besitzer auf Aufmerksamkeit erhält. „Tin Toy“ (198cool stellte dann einen großen Fortschritt in der Computeranimationskunst dar und wurde damit auch mit einem Oscar belohnt. Hier wurde zum ersten mal ein Mensch (bzw. Baby) erstellt. Dieser agiert zwar noch recht holprig, doch beeindruckend ist es alle mal. „knick knack“ (1989) ist einer meiner persönlichen Favoriten. Während alle Urlaubsmitbringsel aus den sonnigen Gegenden eine kleine Party zu funkiger Musik feiern, muss der Schneemann als Mitbringsel aus Alaska alleine in seiner Schneekugel bleiben. Das ärgert ihn natürlich und er setzt alles daran sein „Gefängnis“ zu verlassen. Da kommt neben einem Presslufthammer auch schon mal Dynamit zum Einsatz.
„Geri’s Game“ von 1997 war der erste Kurzfilm nach dem Erfolg von „Toy Story“ und lief vor dem Film „Das große Krabbeln“. Dieser erhielt ebenfalls den Oscar und handelt von einem alten Mann, welcher im Park mit sich selber Schach spielt. Dabei wechselt er immer die Plätze und fängt dabei sogar zu tricksen an. Ein sehr lustiges Filmchen, aber auch ein wenig traurig. Zum schreien ist dann mit „For the birds – Der Vogelschreck“ der nächste Beitrag auf der Blu-ray aus dem Jahre 2000 und ebenfalls Oscar gekrönt. Hier sitzen etliche Vögel auf einer Stromleitung und machen sich über einen anderen Vogel lustig. Bis das Unglück seinen Lauf nimmt. Wer Fan der Monster AG ist, wird bei dem Kurzfilm „Mike’s new car“ (2002) auf seine Kosten kommen. Hier führt Mike sein neues Auto vor und hat dabei mit etlichen Problemen zu kämpfen. Auch hier gibt es wieder einen riesigen Fortschritt in Sachen Computeranimation, denn das Fell von Sulley ist grandios animiert. Bei „Boundin“ (2004) geht es um ein Schäfchen, welches ganz stolz auf sein glänzendes Fell ist. Zumindest so lange, bis der böse Bauer kommt und das Fell abschert. Von da an ist das Schäfchen traurig und erst ein vorbeikommendes gehörnten Kaninchen kann ihm neuen Lebensmut einhauchen. Dieser Film wird wie ein Gedicht erzählt und war irgendwie nicht ganz mein Fall. Technisch gesehen aber wie alle anderen Filme genial! Bei „Jack-Jack Attack“ (2005) geht es um das Baby aus dem Film „Die Unglaublichen“. Hier wird eine Babysitterin auf eine harte Probe gestellt und der Zuschauer bekommt arge Probleme mit seinem Zwerchfell. Im Film „On man band“, welcher auf der „Cars“ DVD zu sehen ist, geht es um zwei Straßenmusiker. Zwischen den beiden befindet sich ein kleines Mädchen mit einem Geldstück und kann sich nicht so recht entscheiden, wem sie das Geldstück nun geben möchte. Die Pointe ist wirklich gut! „Mater and the ghostlight“ (2006) war ebenfalls auf der „Cars“ DVD zu finden. Hier geht es um die Legende eines blauen Geisterlichtes und überzeugt durch eine beeindruckende Technik und ist nebenbei extrem witzig. Vor allem der Lack von Lightning McQueen schaut in 1080p Qualität unglaublich gut aus. Hier freu ich mich schon auf die Blu-ray Veröffentlichung im Dezember. Mit „Lifted“ aus dem Jahre 2007 kommen wir nun zum letzten Kurzfilm in der großen Runde. Dieser läuft als Vorfilm von „Ratatouille“, dem neusten Pixar Animationsfilm. Hier geht es um ein Alien, welches wohl gerade seine Abschlussprüfung im Kidnappen eines Menschen hat. Tolle Technik und sehr witzige Momente machen aus dem Fünfminüter einen mehr als gelungenen Kurzfilm.
Es ist schon erstaunlich wie es Pixar schafft uns mit eigentlich nur zu Demonstrationszwecken erschaffenen Kurzfilmen zu erheitern. Eigentlich sollten diese Filme ja nur die Möglichkeiten der eigenen High End Computer eindrucksvoll vorführen. Bei solch toll erzählten Geschichten ist es aber mehr als erfreulich, dass man die Produktion der Computersparte einstellte und sich von da an lieber auf die Kurzfilme spezialisierte. Für einen Fan solch animierter Filme ist diese Collection natürlich noch mehr Wert, da sie auch ein eindruckvolles Zeitzeugnis der Technik darstellt. Hier noch einmal alle enthaltenen Filme im Überblick:
André and Wally B. (1984) Luxo Jr. (1986) Red's Dream (1987) Tin Toy (1988) Knick Knack (1989) Geri's Game (1997) For the Birds (2000) Mike's New Car (2000) Boundin (2003) Jack-Jack Attack (2005) One Man Band (2005) Mater and the Ghostlight (2006) Lifted (2006)
Bild: Die Qualität des Bildes steigt natürlich umso neuer der Streifen ist. Während die Kurzfilme bis „Tin Toy“ alle etwas unscharf sind, überzeugt ab „knick knack“ auch die Schärfe des Bildes und diese ist von bestechender Qualität. Bei älteren Filmen fallen auch vereinzelte Verschmutzungen auf, doch sind diese locker zu verschmerzen. Alles in allem eine hervorragende Arbeit.
Ton: Der Ton ist immer hervorragend und kommt vor allem bei den älteren Produktionen ohne Defekte und sogar mit Raumklang daher. In den neueren Filmen gibt es dann auch knackigen 5.1 Sound mit differenzierter Abmischung.
Bonus: In der Bonussektion findet man neben einem - leider zu kurzem - Special über die Pixar Studios noch vier weitere Kurzfilme. In allen spielt die Luxo Lampe die Hauptrolle und sind dabei ebenfalls sehr witzig ausgefallen. Des Weiteren kann man noch drei versteckte Technikdemos im Hauptmenu finden. Wenn man sich mit dem Cursor auf dem „Luxo Jr.“ Kurzfilm befindet, einfach das Steuerkreuz oder auf der Fernbedienung nach „oben“ drücken. Hier bekommt man eine Drahtgitterstudio zu sehen. Drückt man beim „Red’s Dream“ Kurzfilm nach „oben“ gibt es eine Demo mit Flaggen zu sehen und wiederholt man es schließlich noch bei „knick knack“ gibt es noch eine witzige Demo mit einem Sonnenstuhl zu bestaunen. Zu fast allen Kurzfilmen (ausgenommen „Jack-Jack Attack“) kann man auch einen Audiokommentar zuschalten und so etwas mehr über die Hintergründe erfahren. Letztendlich ist die Bonussektion aber recht mager ausgefallen und ich hätte mir hier deutlich mehr erhofft (z.B. zu jedem Film ein Making Of oder mehr Technikdemos aus der Vergangenheit).
FAZIT: Drei Oscar und mehrere Nominierungen sprechen für sich. Die Kurzfilme sind durchweg alle toll gemacht und besitzen einen ungeheuren Charme. Aber auch zu sehen wie sich die Branche der Computeranimation in den vergangenen 23 Jahren verbessert hat ist schön anzusehen und lässt ungefähr erahnen was noch auf uns zukommt. Leider sind die Extras der Blu-ray recht mager ausgefallen. Zwar gibt es zu bis auf „Jack-Jack Attack“ überall einen Audiokommentar, doch ein richtiges Making Of zum jeweiligen Film wäre nicht schlecht gewesen. Auch finde ich den Preis von knapp 30€ für 53 Minuten Laufzeit etwas zu happig. Einen 10er weniger hätte es ruhig sein können. Während auf der deutschen Scheibe das Volume 1 gestrichen wurde, prangt auf dem US Cover dieser Schriftzug und man kann gespannt sein, was da noch kommen wird. Laut Filmographie sind jedoch alle Kurzfilme auf dieser Collection enthalten.
Bild – 8,5/10 Ton – 8/10 Bonus – 5/10 Film - 9/10
[Diese DVD wurde uns freundlicherweise von Buena Vista zur Verfügung gestellt]
[Review verfasst von Shagy]
PS: Die Bilder wurden alle von einem LCD abfotografiert. |