Vaiana - Das Paradies hat einen Haken 3D
Pixar und Disney veröffentlichen mittlerweile ihre Animationsfilme fast wie am Fließband. So sind im Jahr 2016 mit "Zoomania", "Findet Dorie" und "Vaiana" gleich drei Filme erschienen. Quantität ist ja bekanntlich nicht gleich Qualität und "Zoomania" und "Findet Dorie" haben ein wenig geschwächelt. Nun liegt es an "Vaiana", die Ordnung wieder herstellen.
Originaltitel: Moana Regie: Ron Clements, Don Hall, John Musker, Chris Williams Laufzeit: 107 FSK: o.A. Ton: dts-HD Master Audio 7.1 (Englisch), dts-HD High Resolution 7.1 (Deutsch), dts 5.1 (Spanisch, Portugiesisch) Untertitel: Deutsch, Englisch Regionalcode: A, B, C Bildformat: 2,40:1 (1080p) Produktion: 2016 Erschienen: 20.04.2017 Vertrieb: Buena Vista Home Entertainment Preis: 30€
Film: Auf der Insel Motunui lebt es sich eigentlich ganz gut und es fehlt den Bewohnern an nichts. Die Bäume tragen Früchte und das Meer innerhalb des Riffs geizt nicht mit stets frischem Fisch. Dennoch zieht es Vaiana, immerhin die Tochter des Stammeshäuptlings, raus in die Ferne. Allerdings ist Daddy strikt dagegen, doch als die Kokosnüsse anfangen zu faulen und die Netze der Fischer leer bleiben, fast Vaiana all ihren Mut zusammen und setzt sich über alle Verbote hinweg. Laut Oma Tala wurde Vaiana nämlich direkt vom Meer auserwählt den Halbgott Maui zu finden, welcher für all die Probleme verantwortlich gemacht wird, da er ein magisches Artefakt der Halbgöttin Te Fiti entwendet hat.
Klingt ziemlich vertraut. Oder? Die Geschichte eines Kindes, welches die Welt erkunden will, doch die Eltern es nicht lassen wurde schon mehr als einmal erzählt. Natürlich hat Vaiana auch mit allerhand Rückschlägen zu kämpfen, zweifelt an sich selbst nur um kurz darauf wieder zu sich selbst zu finden. Auch die Eltern werden einsichtig und alle leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Ein bisschen erinnert dies auch frappierend an “Merida” aus dem Hause Pixar. Gähn! Na ja, letztendlich kommt dann aber zum Glück doch keine Langeweile auf, da die Geschichte ziemlich gut erzählt wird und an fahrt aufnimmt, wenn Vaiana nach kurzer Zeit Maui gefunden hat. Dieser stellt sich sogleich mit einem wirklich eingängigen Ohrwurm vor und lässt schnell erkennen, dass er so gar keinen Bock hat Vaiana auf ihrer Reise zu begleiten. Auch ist der Disney typische Sidekick dieses Mal pfiffiger als sonst ausgefallen. Zwar gibt es auch hier eine tierische Begleitung (so dumm, dass es schon wieder genial ist), doch gegen den Minihalbgott auf dem tätowierten Maui stinkt alles andere ab. So sind die Tattoos köstlich animiert und der Mini Maui hat eine Menge Lacher auf seiner Seite. Ebenfalls sehr positiv ist, dass man keine öde Liebesgeschichte rund um Vaiana geschrieben hat und sie somit stärker daherkommt als andere weibliche Disney Charakter. Optisch ging man ebenfalls einen erwachsenen Weg und gestaltete Vaiana normaler als bisherige Charaktere inklusive muskulöser Oberarme und ohne der immer gleichen Wespentaille. So hat man keine Probleme ihr die zahlreichen Actionszenen (eine sogar in bester “Mad Max”/”Waterworld” Manier) abzukaufen. Leider zünden aber nicht alle Gags und viele der popkulturellen Anspielungen verpuffen regelrecht. Und auch die immer gleichen Gags Richtung alter Disney Prinzessinnen kann man nicht mehr hören, da sie gefühlt in jedem Animationsfilm breitgetreten werden.
Was man allerdings hören kann, ist der fabelhafte Soundtrack. Die wundervollen Lieder wurden toll komponiert und bringen auch die Geschichte sinnvoll voran. Überhaupt wird viel gesungen und Vaiana grenzt schon fast an ein Musical. Zwar wirken einige Passagen etwas abgehackt, doch ist dies im englischen ebenfalls der Fall und stört auch nicht weiter. Stimmlich gibt es bei fast allen Charakteren nicht viel zu meckern und es ist wohltuend mal keinen hippen YouTube Spinner zu hören. Einzig Andreas Bourani sticht aus dem Cast hervor, welcher den Maui spricht. Während in den Gesangspassagen die Stimme hervorragend passt, fehlt Bourani allerdings das Volumen bei den gesprochenen Passagen. Hier hätte man auch besser den Weg der anderen Charaktere nehmen sollen, wo die Stimme und der Gesang von verschiedenen Personen aufgenommen wurde. Ach ja, die grausige Interpretation zum Song “Ich bin bereit” von Helene Fischer kommt im Film nicht vor und wird zum Glück nur im Abspann gespielt. Ebenfalls wundervoll sind auf der anderen Seite die unzähligen Postkartenmotive, den optisch steht “Vaiana” dem Soundtrack in nichts nach. Die Südseekulissen sorgen für ordentlich Fernweh und kommen dank prächtiger Farben gekonnt zur Geltung. Des Weiteren sind auch die Animationen auf einem extrem hohem Niveau und wirken vor allem in den Szenen wo getanzt wird sehr realistisch und geschmeidig.
Bild: Viel gibt es nicht zu sagen ausser … REFERENZ! Scharf, plastisch, farbenprächtig. Dieses Mal kamen wir zudem in den Genuss eines 3D Musters und können die Plastizität nicht genug Loben. Die einzelnen Ebenen sorgen für einen natürlich Look und man bekommt immer mal wieder mehr oder weniger dezente Pop-out Effekte zu sehen, welche nie aufdringlich wirken. Aber auch in 2D ist das Bild wundervoll plastisch und einfach phänomenal!
Ton: Wie beim Bild gibt es auch hier nichts zu beanstanden. Die Feindetailwiedergabe ist durchweg hervorragend, egal ob gerade Songs zum besten gegeben werden, oder eine Actionszene ansteht. Durch viele schöne Effekte kommt zudem eine gelungene Atmosphäre auf und auch der Subwoofer darf z.B. beim Angriff der Kakamoras und beim Showdown die Muskeln spielen lassen.
Bonus: Wie bei Animationsfilmen aus dem Hause Disney/Pixar gewohnt, gibt es auch hier einen Kurzfilm, welcher im Kino vor dem Hauptfilm lief. Der Kurzfilm “Herz oder Kopf - Inner Workings” kann entweder in 3D oder 2D angeschaut werden. Des Weiteren gibt es neben dem weiteren Kurzfilm “Angeln gehen” noch zehn Extras/Features, welche nicht nur die Produktion näher beleuchten (Interviews mit dem Cast, Infos über die Kostüme/Filmmusik/Animationen) sondern auch noch geschnittene/erweiterte Szenen, drei Musikvideos und Hinweise auf Easter Eggs umfassen. Zudem gibt es noch einen Pappschuber mit aufgedrucktem FSK Siegel. Abgerundet wird alles durch einen recht informativen Audiokommentar der Regisseure (Ron Clements und John Musker führten übrigens schon bei “Aladdin” und “Arielle, die Meerjungfrau” Regie). Überall merkt man, dass man versuchte respektvoll mit der Kultur umzugehen und diese nicht zu Disneyfizieren.
FAZIT: Ich sah den Film innerhalb kürzester Zeit zwei Mal und während ich beim ersten Mal nicht so recht warm mit “Vaiana” wurde, wurde ich beim zweiten Sichten trotz des müden Einstiegs, der nicht sonderlich innovativen Geschichte und einiger weniger kitschigen Szenen sehr gut unterhalten. Die Songs gehen ins Bein und sind fast durchweg gelungen und auch die Idee die Tattoos von Maui als Sidekick zu verwenden ist ziemlich pfiffig. Aber auch die Technik hinter “Vaiana” ist beeindruckend und die 3D Blu-ray gibt keinen Anlass zur Kritik. Auch die Kritik vieler am Umgang mit der polynesischen Kultur kann ich in keinster Weise nachvollziehen. Ach ja, der deutsche Untertitel "Das Paradies hat einen Haken" ist mal wieder arg peinlich!
Bild - 10/10 Ton - 10/10 Bonus - 8/10 Film – 8/10
[Diese Blu-ray wurde uns freundlicherweise von Buena Vista Home Entertainment zur Verfügung gestellt]
[Review verfasst von Shagy]
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