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In this Corner of the World

Der zweite Weltkrieg wird immer wieder in japanischen Anime thematisiert und überzeugt meist durch realistische Geschichten und Einzelschicksale. Mal Fiktiv wie in “Die letzten Glühwürmchen” und “Giovannis Insel”, mal autobiografisch wie in “Barfuß durch Hiroshima” (übrigens ist der Manga hierzu ebenfalls klasse). Mit “In this Corner of the World” steht nun ein neuerer Vertreter des Genre in den Regalen, welcher in Japan mittels Crowdfunding im Jahre 2015 finanziert wurde. Nach der Sichtung können wir aber nicht verstehen, weshalb sich kein großes Studio zu einer Produktion des Filmes überreden lies.

Originaltitel: Kono sekai no katasumi ni
Regie: Sunao Katabuchi
Laufzeit: 125
FSK: 12
Ton: DD 5.1 (Deutsch, Japanisch)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: 2
Bildformat: 1,77:1 (16:9)
Produktion: 2015
Erschienen: 20.10.2017
Vertrieb: Universum Film
Preis: 23€

Film:
Die junge Suzu kommt sehr verträumt daher, liebt es zu zeichen und hat sich in einen Schulkameraden verguckt. Leider ist das Leben als Frau in Japan im Jahre 1944 alles andere als einfach und so muss sie sich den landestypischen Gepflogenheiten hingeben. Sprich sie wird von ihrer Heimat Präfektur Kure ins nahe gelegene Hiroshima verheiratet und lebt dort fortan bei der Familie ihres neuen Gatten Shusaku Houjou. Die Integration in die neue Familie fällt Suzu dabei recht schwer, zumal ihr nicht jeder anfangs wohlgesonnen ist. Aber was bleibt ihr anderes übrig. So erledigt sie gewissenhaft die anfallenden Hausarbeiten, bis Suzu in den Kriegswirren einige schwere Schicksalschläge sie auf die Probe stellen und im Leben immer wieder zurückwerfen.

 

Im Mittelpunkt steht das Leben einer normalen japanischen Familie, welche vom eigentlichen Krieg nicht allzu viel mitbekommt und das einzige was daran erinnert die Kriegsmarine in der Bucht und der Mangel an Gütern ist. Die Zeitspanne des Filmes beträgt dabei über ein Jahrzehnt und umfasst viele einzelne Episoden aus dem Leben und dem Heranwachsen von Suzu. Suzu überzeugt mit kindlichen Charme, ist jedoch auch tapfer, willensstark und sehr ehrgeizig. Dennoch verliert sie zunehmend ihre Persönlichkeit und wird immer mehr in das damals typische Korsett gesteckt. Sie erledigt den normalen Tagesablauf, stellt eigene Bedürfnisse hinten an und muss in den Kriegswirren (zum Beispiel auf dem Schwarzmarkt) alltägliche Güter beschaffen und stetig improvisieren. Nebenbei gerät auch die Vernunftehe zunehmend in den Vordergrund, da Suzu immer wieder auf einen sympathischen Jungen aus ihrer Jugend trifft. So wurde damals eben nicht aus Liebe geheiratet doch es herrschte ein steter Respekt füreinander, welcher im Laufe der Zeit doch noch zu Liebe wird. In der Hochzeit des Krieges kommt es zudem zum unvermeidlichen, wenn man in Hiroshima lebt.

Dies alles mag nicht sonderlich spektakulär klingen, ist jedoch aufgrund der Inszenierung und der Geschichte sehr vielschichtig und realistisch geworden. Auf blutige Szenen wie bei den beiden oben genannten Anime sucht man trotz ein paar weniger Kriegsszenen und Schicksalsschläge hier vergebens, wobei die Freigabe Ab 12 durchaus aufgrund ein paar Szenen dennoch seine Berechtigung hat. Die Animationen sind übrigens, wie auch der eigentliche Stil, wunderschön und erinnern ein wenig an den pastelligen Look von “Die Legende der Prinzessin Kaguya” aus dem Hause Ghibli, wenngleich “In the Corner of the World” nicht ganz so reduziert daherkommt. Ebenfalls sehr positiv ist die fabelhafte deutsche Synchronisation des Anime.

 

Bild:
Durch den pastell farbigen Look ist der Schwarzwert und die Farben nicht ganz so satt, wie er hätte sein können. Dies ist allerdings dem Stil zuzuschreiben und keine wirkliche Kritik. Leider wirkt das Bild dadurch auch etwas platt und weniger plastisch. Dafür ist die Schärfe top und an den überzeugenden Detailwerten nichts zu kritisieren.

Ton:
Der Großteil des Filmes nutzt weitestgehend nur die vorderen Lautsprecher und verteilt sich nur nach hinten, wenn es zu kriegerischen Szenen kommt. Dann kann aber auch die Direktionalität zum Beispiel bei den Bombenangriffen überzeugen und der Druck erhöht sich ebenfalls. Die Dialoge sind egal ob in ruhigen oder lauteren Szenen immer sehr gut zu verstehen.

Bonus:
Auf der DVD befindet sich neben etwas Eigenwerbung nur ein Interview mit einer Laufzeit von 40 Minuten, sowie in der Erstauflage ein kleines Booklet. Zu letzteren können wir leider nichts sagen, da es der Review Disc nicht beilag.

 

FAZIT:
“In this Corner of the World” ist ein ernster Stoff, welcher sich gleich mehreren gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit widmet und dennoch immer mal wieder durch tragisch komische Momente aufgelockert wird. Der Anime ist beileibe kein so physisch wie psychisch drastisch inszenierter Film wie die eingangs erwähnten Filme “Die letzten Glühwürmchen” und “Barfuß durch Hiroshima”, doch läd er einen immer wieder zum Nachdenken ein. Es passiert auch nicht sonderlich viel und die alltägliche Story ist völlig aus dem Leben gegriffen. Optisch ist der Anime zudem wunderschön gezeichnet und animiert! Wer gefallen an realistisch und gemächlich erzählten Geschichten, wie zum Beuíspiel “Miss Hokusai”, findet, kann bedenkenlos zugreifen.

Bild - 9/10
Ton - 9/10
Bonus - 1/10
Film – 8,5/10

[Diese DVD wurde uns freundlicherweise von Universum Film zur Verfügung gestellt]

[Review verfasst von Shagy] 

Diskutiert darüber im Forum.

 

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