Stephen Chow ist der König des absurden “WTF?” Kinos Chinas und feierte auch in westlichen Gefilden mit Filmen wie (dem hierzulande leider um zirka 15 Minuten arg zerstückelten) “Shaolin Soccer” und “Kung Fu Hustle” einige Erfolge. Daraus entstand sogar ein eigenes Genre, welches Mo lei tau genannt wird und übersetzt in etwas “Was soll das?” oder einfach nur “Unsinn” heißt. Und das was es heißt ist es auch. Purer Slapstick, gepaart mit absurden Actionszenen und obskuren Wortspielen gemischt mit ernsten und brutalen Szenen. Sein neuester Vertreter ist dabei sogar zum kurzzeitig erfolgreichsten chinesischen Kinofilm aller Zeiten avanciert (“Wolf Warrior 2” stieß “The Mermaid” vor kurzem vom Thron). Doch kommt der Humor auch hierzulande an?
Originaltitel: Mei Ren Yu Regie: Stephen Chow Darsteller: Deng Chao, Jelly Lin Yun, Kitty Zhang Yuqi, Show Luo, Wen Zhang, Kris Wu, Lam Chi-Chung, Pierre Bourdaud Laufzeit: 94 FSK: 16 Ton: dts-HD Master Audio 5.1 (Deutsch, Mandarin) Untertitel: Deutsch Regionalcode: B Bildformat: 1,85:1 (1080p) Produktion: 2016 Erschienen: 17.11.2017 Vertrieb: Capelight Pictures Preis: 20€
Film: Immobilien Mogul und Playboy Liu Xuan hat soeben für unmengen an Schotter eine Bucht gekauft, in der geschützte Meerestiere leben. Leider ist Xuan kein Wohltäter und will die Bucht aufschütten und anschließend als Baugrund verkaufen. Also lässt er ein Sonar entwickeln, was das störende Meeresgetier vertreiben soll. Dabei hat er die Rechnung allerdings ohne die Meeresmenschen (WTF!?!) gemacht, welche die Meerjungfrau Assassine Shan entsenden, die den selbstverliebten Tycoon töten soll. Nicht auf der Rechnung stand allerdings Amour, sprich der Tycoon und die Meerjungfrau verlieben sich ineinander und Shan steht nun vor einem Dilemma. Soll sie Xuan das Leben aushauchen oder ihn vielleicht zu einem Umdenken bekehren.
Neben der völlig absurden Grundidee gesellen sich schnell weitere mehr oder weniger abgedrehte “WTF!?!” Elemente hinzu, die den europäischen Sehnerv auf eine harte Probe stellen. Schon allein die ersten Tötungsversuche sind derart von Slapstick gezeichnet, dass man sich entweder vor Lachen nicht mehr einkriegt, oder einfach nur die Hände über den Kopf zusammenschlägt. Am ehesten lässt es sich vielleicht mit Komödien vergleichen, welche hierzulande immer wieder abräumen. So kommt auch nicht jeder mit dem Humor eines “Fack ju Göhte” oder “Hangover” klar. So heißt es auch hier kurz und knapp “love it or hate it”. Hinzu kommt massives Overacting und Stimmen, die schon hart an dem Hörnerv knabbern. Dabei sei erwähnt, dass dies in der originalen Sprache ebenfalls der Fall ist. Ganz nebenbei gibt es noch etwas Gesang und Musicaleinlagen.
Neben Gags, wo sich Onkel Octopus zum Beispiel selbst kochen muss, oder ein Jetpack Amok läuft gesellen sich auch immer wieder Szenen, wo einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Diese Übergänge sind nicht nur fließend sondern vermischen sich auch mit den Slapstickeinlagen. Hier sieht man zum Beispiel reale Szenen von Massakern an Meerestieren und auch brutale Actionszenen, wo die Meeresmenschen gnadenlos und brutal abgeschlachtet werden. Diese Vermischung ist typisch für das asiatische Kino und wird fast in jedem Film verwendet. Dadurch kommt auch die FSK 12 Einstufung zustande, den der eigentliche RomCom Part ist typisch chinesisch eher kindlich und harmlos geraten. Noch ein paar letzte Worte zu den Spezialeffekten aus dem Computer. Auch diese sind asiatisch typisch eher durchwachsen, völlig abgehoben und als Computereffekte leicht zu erkennen.
Bild: Die Farben sind kräftig und und der Film kommt extrem bunt daher. Hinzu kommt ein toller Schwarzwert und ein sehr ausgewogener Kontrast. Technisch leidet das Bild allerdings als teils schlechten Effekten aus dem Computer und ab und an ist das Bild bei schnellen Schwenks etwas unruhig. An der Schärfe gibt es wiederum nichts zu beanstanden. Da in China 3D noch nicht auf dem absteigenden Ast ist (“The Mermaid” wurde nativ in 3D gedreht), bietet das Bild einige schöne PopOuts und eine tolle Tiefenwirkung. Leider fallen aber auch hier die eher schlechten Computereffekte etwas aus dem Rahmen.
Ton: Der dts-HD Master Audio 5.1 Mix kommt meist sehr räumlich daher und sorgt für eine schöne Atmosphäre. Vor allem in den Actionszenen das heimische Soundsytsem einiges zu tun und direktionale Effekte erfreuen die Gehörgänge. Auch die Dialoge gehen nie unter und sind stets gut verständlich.
Bonus: Viel gibt es hier leider nicht zu entdecken und auf der Disc befinden sich neben dem Musikvideo “You're the Best in the World” von Adam Chend & Karen Mok nur noch vier Trailer/Teaser. Hinzu kommt noch etwas Eigenwerbung (durch den “Sex and Zen” Trailer kommt die FSK 16 Einstufung der Veröffentlichung zustande). Immerhin ist das Steelbook recht hübsch und wartet mit einer Prägung auf.
FAZIT: Boah, was für ein Ritt! Als kleiner Fan von Stephen Chow stand “The Mermaid” recht weit oben auf meiner Liste, zumal der Film in China mächtig abgeräumt hat. Leider hat er mir nicht solch einen Spaß wie “Shaolin Soccer” (in der chinesischen Fassung) oder “Kung Fu Hustle” bereitet. Dazu ist der Humor einfach noch mehr over the top und die RomCom Elemente zu unausgegoren. Auch der Ökologische Aspekt hätte etwas mehr herausstechen können. Dennoch sollten Fans des obskuren Blockbusterkinos auf jeden Fall einen Blick riskieren, denn das was hier abgeht verdient mehr als einmal ein großes “WTF!?!”. Ein wahrer Live Action Anime.
Bild - 8/10 Ton - 8/10 Bonus - 3/10 Film – 7/10
[Diese Blu-ray wurde uns freundlicherweise von Capelight Picrures zur Verfügung gestellt]
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