Obwohl die PSP eigentlich dafür prädestiniert ist, gibt es nach wie vor noch kein richtiges "Muss ich unbedingt Haben" Action Rollenspiel auf dem Handheld. Zwar haben einige Titel wie Untold Legends, Justice League Heroes (OnPSX Test) und Neopets: PetPet Adventures (OnPSX Test) versucht, mit Spielen auf der PSP zu punkten, doch bislang konnte noch kein Titel vollends überzeugen - spielerisch wie technisch. Mit Dungeon Siege: Throne of Agony schickt sich nun ein weiterer Genre Vertreter an, die Gunst der PSP Käufer zu gewinnen. Ob es dem Titel - immerhin mit einer bekannten PC Marke im Namen - gelingen wird, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test.
Geschichtliches Wirrwarr
Da fängt es schon an - die Hintergrundgeschichte, die in gewissem Maße auch mit den beiden PC Spielen verknüpft ist - spannt sich über einen riesigen Zeitraum. Im Verlauf des Abenteuers ist es schwer, den Überblick zu behalten. Das liegt vor allem daran, dass man immer wieder unzusammenhängende Brocken vorgesetzt bekommt und sich selbst einen Reim darauf machen darf. Nachschlagen werden kann nämlich nix, da der Geschichtsverlauf nirgends niedergeschrieben wird. Lediglich knappe Infos zu Personen und Orte werden hinterlegt. Aber selbst da fällt es schwer, den Überblick zu behalten, da einige Orte mit unterschiedlichen Bezeichnungen auftauchen. Tolle deutsche Übersetzung! Deshalb kann ich auch nicht viel zur Story berichten, außer das man anfangs aus drei unterschiedlichen Charakteren wählen darf, die es aus unerklärlichen Gründen allesamt nach Norden in die Zerbrochenen Lande zieht. Alles andere ist, sagen wir Mal, undurchsichtig - weshalb auch das Ende mehr als unbefriedigend wirkt.
Schlag mich tot
Meine Wahl fiel schließlich auf Mogrim, einen Halbriesen. Sein Ziel ist es, herauszufinden wer seine Ahnen sind und warum sein Volk verbannt wurde. Mit dem unbändigen Drang nach Norden zu ziehen, hacke ich mir den Weg durch das Unterholz. Während man in den PC Spielen noch eine mehrköpfige Party führen konnte, bleibt auf der PSP nur ein Partner übrig. Zwar darf man im weiteren Spielverlauf auch noch ein paar weitere illustre Gesellen anheuern, aber immer nur einer kann davon aktiv sein. Wirklich schlimm ist das allerdings nicht, denn spätestens nach einigen Spielstunden, beschwört man seinen Helfer nämlich überhaupt nicht mehr. Schuld daran ist die quasi nicht vorhandene Intelligenz des Partners. Die Wegfindung ist zum Beispiel schlichtweg eine Katastrophe. Der KI Kumpane rennt viel lieber einen 5000 Meter langen Umweg um eine Klippe, anstatt einfach wie bisher dem Spieler zu folgen. Dazu kommt noch der unbändige Kampfgeist, der die Begleiter dazu veranlasst, bis zum bitteren Ende zu bekämpfen. Selbst wenn der Spieler schon längst beschlossen hat, sich für kurze Zeit zurück zu ziehen.
Wieso ich dennoch weitergespielt habe, ist eine gute Frage. Ich denke Mal, die einfache Spielmechanik und die vielen Items haben mich dazu veranlasst. Denn zumindest von letzterem gibt es Unmengen im Spiel. Dadurch ist es auch noch nach Stunden interessant, seinen Kämpfer auszurüsten. Einzig, das zu kleine Inventar und die fehlende Möglichkeit, spezielle Gegenstände irgendwo anders aufzubewahren, stoßen etwas sauer auf. Denn wenn man gerade einmal Level 15 erreicht hat und einen magischen Streitkolben findet, der Level 30 voraussetzt, ist es ziemlich unangenehm, die Waffe die ganze Zeit über mit sich herumzuschleppen. Immerhin steigt man relativ schnell auf und darf seine Fähigkeitspunkte nicht nur auf allgemeine Attribute wie Stärke und Widerstand verteilen, sondern auch Spezialangriffe und passive Eigenschaften (Regeneration) verbessern. Eine der wenigen Eigenheiten tritt hier übrigens zu Tage. Aber einer vorgeschriebenen Stufe darf man seinen Helden zusätzlich spezialisieren. Dann kommen neue Fähigkeiten hinzu und Bonuspunkte bei diversen Waffen und Rüstungen können endlich genutzt werden.
Weniger gelungen sind dagegen die einzelnen Levels. Meistens handelt es sich dabei um relativ kleine Abschnitte, die ohne irgendwelche Finessen auskommen. Selbst die Dungeons sind bestenfalls Standardkost. Ein paar markantere und vor allem umfangreichere Levels hätte ich mir schon gewünscht. Immerhin darf man jederzeit speichern und per Zauberrolle auch in die nächste Stadt flüchten. Aber die vorherrschende "Lustlosigkeit" (etwas anderes fällt mir dazu nicht ein) der Entwickler macht sich auch in anderen Spielbereichen bemerkbar. Zum Beispiel sind die Bossgegner lediglich aufgeblasene normale Monster mit besseren Werten. Gähn! Oder wie soll man sonst den ärgerlichen Umstand erklären, dass nach einer gewissen Zeit alle Gegner im Level wieder auftauchen - inklusive der speziellen Oberbosse! Argh! Zudem macht das bisschen Nicht-Linearität, welches integriert wurde, auch nicht gerade eine gute Figur. Durchstreift man zufälligerweise ein Gebiet, dass man zu dem Zeitpunkt noch nicht besuchen sollte, dann lassen sich Türen und Kisten nicht öffnen. UARGH! Diese Abschnitte daraufhin noch mal zu durchlaufen, ist schon sehr einschläfernd.
Düsteres Aranna
Bombastisch, Phänomenal, Gigantisch, Fabulös - alles Attribute, die NICHT auf Dungeon Siege: Throne of Agony zutreffen. Vielmehr präsentiert sich die 3D Optik in der isometrischen Perspektive recht detailarm und trist. Insbesondere die namensgebenden Dungeons (die zudem allesamt recht klein und übersichtlich sind) hauen Niemanden vom Hocker. Aber auch die Oberweltlevels bestechen nicht gerade durch eine liebevolle Gestaltung. Den Vogel schießt jedoch die zusätzliche Übersichtskarte ab. Die Karte wirkt absolut grobschlächtig, ja regelrecht hässlich und trotzdem muss man sie für das Reisen nutzen. Ein einfaches Menü mit direkter Orts-Anwahl hätte es auch getan. Auf die zwei/drei geheimen Schätze hätte ich liebend gerne verzichtet, wenn man dafür vor den ätzend langen Ladezeiten verschont geblieben wäre. Diese fallen nämlich besonders bei der Übersichtskarte extrem aus und lassen den "portablen" Faktor der PSP Plattform komplett in den Hintergrund treten. Zudem steht der Nutzen, den man aus der 3D Karte ziehen kann, in keinem Verhältnis zu den Ladezeiten. Aber auch sonst gibt sich das Spiel nur wenig anspruchsvoll - da überrascht es ja sogar schon, dass man alle angelegten Waffen und Rüstungen an dem Helden/in auch erkennt. Immerhin etwas, denn sobald man die allseits bekannten Monster (Skelett, Tiermensch, Wolf usw.) sieht, könnte man denken, dass man auf der PS1 spielt. Details und Polygonanzahl sind sehr niedrig und auch beim Einfallsreichtum haben sich die Designer nicht gerade überschlagen. Ansonsten bleiben nur noch die träge Menüführung und das langsame Umschalten zwischen den einzelnen Waffen als negativer Punkt zu erwähnen. Für ein exklusives Spiel, das zwei Jahre nach Einführung der PSP erscheint, ist die Technik schon ein Armutszeugnis! Etwas versöhnlich stimmt da der erstklassige Orchester-Soundtrack, der durchgehend die Ohren des Spielers mit grandioser Musik verwöhnt. Die englische Sprachausgabe wird dagegen (unverständlicherweise) nur am Anfang eines Gesprächs, oder zu den spärlichen Zwischensequenzen eingespielt. Die meiste Zeit darf man die deutschen Texte mitlesen. Was allerdings für Missfallen sorgt, da die Übersetzung bestenfalls mittelmäßig geraten ist und oftmals mit wirschem Satzaufbau aufwartet.
FAZIT:
Ehrlich gesagt, habe ich mir mehr von dem Spiel versprochen. Insbesondere da die PC Titel über einige interessante Features verfügen. Auf der PSP ist davon allerdings nicht mehr viel zu sehen (Gefährten) und die wenigen geretteten Elemente wurden meistens nur unzureichend umgesetzt (Oberweltkarte). Somit bleibt unterm Strich ein halbwegs passables Hack & Slay, dass aber in keiner Weise an legendäre Action RPGs wie Diablo (PC) oder Champions of Norrath (PS2) heranreicht. Wer Untold Legends auf dem Sony Handheld bereits mochte, wird auch Dungeon Siege etwas abgewinnen können, alle anderen müssen den PSP exklusiven Titel weder gespielt, noch in der Sammlung stehen haben.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Dungeon Siege verfügt auch über einen kooperativen Zweispielermodus. Aber findet erst einmal jemanden, der sich auch das Spiel gekauft hat und es dann noch spielen will!
Pluspunkte:
- Umfangreich
- Brillanter Soundtrack
- Viele verschiedene Items
Minuspunkte:
- Gegner und Gefährten sind stroh-doof
- Schlecht inszenierte Story
- Träge Menüs, lange Ladezeiten, nutzlose Oberweltkarte