„Nicht schon wieder ein 2D Shooter in der Draufsicht!“ mag jetzt der eine oder andere denken. So richtig berechtig ist das allerdings nicht, denn immerhin spielen sich „Blast Factor“, „Super Stardust HD“ und das neue „Everyday Shooter“ recht unterschiedlich und besitzen einen ganz eigenen Reiz. Während „Blast Factor“ ein eher taktisches Vorgehen benötigt, stehen bei „Super Stardust HD“ eher schnelle Reflexe im Vordergrund, um der nicht enden wollende Action auf dem Bildschirm Herr zu werden. Bei „Everyday Shooter“ geht es wiederum um das Auslösen von Kettenreaktionen, damit man an möglichst viele Punkte kommt. Ähnlich wie beim Klassiker „Rez“ (OnPSX Review) wird das Spielgeschehen sehr abstrakt dargestellt und mit einem dynamischen Soundtrack verknüpft.
Everyday is another Shooter
Eine Story, einen Sinn, oder ein Ziel gibt es bei „Everyday Shooter“ nicht. Schon beim Titelscreen fällt einem das minimalistische Ambiente auf. Neben dem Normal Play Modus, wo man alle acht Levels hintereinander meistern muss, steht nur noch ein Single Play Modus zur Verfügung. Hier kann man einen Level direkt anwählen und spielen, sofern man sich den Level vorher gekauft hat. Ein Mehrspielermodus fehlt dabei genauso, wie eine Highscoreliste zum Vergleichen mit anderen Spielern. Nur am linken unteren Rand wird der eigene aktuelle Punktestand vermerkt. Im Optionsmenu findet man dann noch zwei nützliche Einstellungsmöglichkeiten: Zum einen ist es möglich, die Sensibilität des rechten Sticks einzustellen und zum anderen kann man den Bildschirm in der Größe ändern (was vor allem für die Leute nützlich ist, deren LCDs Overscan haben), die Aspect Ratio einstellen, wählen ob man das HUD sehen möchte oder nicht und ob man Links- oder Rechtshänder ist. Des Weiteren gibt es noch eine kleine Notiz vom Programmierer und den wichtigsten Menüpunkt, den wo man die freischaltbaren Extras findet. Dazu aber später mehr.
Riffatastisch
Der Anfang ist bereits sehr psychedelisch, denn das „Intro“ sieht wie eine typische Visualisierung vom Windows Media Player aus und wurde mit sphärischen Gitarrenklängen unterlegt. Landet man dann schließlich im ersten Level, muss man erst einmal sein Raumschiff finden. Diese besteht nämlich nur aus einem Punkt. Gesteuert wird dann wie bei fast allen neuen Spielen dieser Machart mittels des linken Analogsticks. Der Rechte dient dazu, in acht verschiedene Richtungen zu schießen. Hier erkennt man dann auch das erste Manko. Dadurch, dass man nur in acht Richtungen feuern kann, muss man das Schiff immer genau ausrichten. Bei hohem Gegneraufkommen gestaltet sich das aber schwierig. Feuert man übrigens nicht aus allen Rohren, fliegt das Schiff etwas schneller. Andere Knöpfe kommen dagegen nicht zum Einsatz, somit fehlen zum Beispiel auch Smartbombs. Das heißt jetzt aber nicht, dass man nur mit der Standardwumme gegen die Angreifer losziehen darf. Hier liegt nämlich auch die Besonderheit des Spielkonzeptes. Man hat zwar selbst keine Bomben, kann allerdings einige Gegner benutzen, welche dann durch die eigene Explosion andere mitreißen. Man selbst bleibt allerdings verschont und kann durch die Explosionen beruhigt durchfliegen. Wenn man taktisch gekonnt vorgeht, ist es sogar möglich, den kompletten Bildschirm auf einmal zu säubern. Jeder der acht Levels ist hier einzigartig und erfordert eine eigene Herangehensweise. Zudem kommt es nicht minder auf die eigene Spielweise an: Spielt man riskanter und zögert eine Kettenreaktion so lange wie möglich raus, gibt es natürlich mehr Punkte, als wenn man sich mit kleineren Kettenreaktionen zufrieden gibt. Im zweiten Level sind zum Beispiel alle stationären Gegner miteinander verbunden. Killt man nun den Größten, zieht er alle mit und der Bildschirm ist sauber. Nachteil ist allerdings, bis man den großen Broken soweit hat, ist der komplette Screen mit Gegnern übersät, was natürlich ein gutes Auge und eine ruhige Hand zum Manövrieren voraussetzt. Die Steuerung ist allerdings so präzise, dass man sich fast zu leichtfüßig durch die Gegnerhorden bewegt und daraufhin oftmals leichtsinnig wird. Die zweite Besonderheit ist, dass man nur so lange in einem Level verweilen kann, so lange der jeweilige Song läuft. Dadurch kann es schon einmal passieren, dass man den eigentlichen Gegner gar nicht bezwingt, der Level aber dennoch abgeschlossen wurde und man in den nächsten Level gebeamt wird. So erging es mir beispielsweise immer in Level 3. Anfangs erwähnte ich zudem, dass man diverse Extras frei schalten kann. Das Wichtigste sind hier wohl die zusätzlichen Leben, welche man kaufen darf. Allerdings ergibt sich hierbei ein Teufelskreis. Denn umso mehr Leben man hat, umso mehr Gegner tummeln sich auf dem Screen. Dadurch bekommt man allerdings auch mehr Punkte in kürzerer Zeit, was uns wiederum neue zusätzliche Leben während des Spielens einbringt. Ganz davon zu schweigen, dass man mit mehr Punkten auch mehr kaufen kann. Wer wieder mit weniger Gegnern spielen möchte, der reduziert einfach die Anzahl der Leben. So kann sich jeder seinen Schwierigkeitsgrad selbst basteln. Aber das ist noch nicht alles, man kann sich auch noch alle Levels für den Single Play Modus kaufen, sowie diverse Farbfilter erstehen. Bis man alles erspielt hat, vergeht somit eine Weile.
Strange Beautiful World
Die Technik zu bewerten, fällt bei solch einem Stil etwas schwer. Auf dem ersten Blick sieht „Everyday Shooter“ mit seinen simplen geometrischen Figuren sehr einfach aus. Bei genauem Hinsehen fallen aber immer mehr Details auf und machen aus dem Shooter letztendlich ein kleines Kunstwerk. Da pulsiert zum Beispiel der Hintergrund im Takt und passt sich auch mal mit seinen Bewegungen dem Schiff an. Alles wurde sehr flüssig animiert und gestochen scharf gezeichnet. Wem „Rez“ gefallen hat, wird auch hier Freude an der Grafik finden. Neben der Optik kann auch der Gitarrensoundtrack überzeugen, welcher sich dynamisch dem Spielgeschehen anpasst. Zwar geschieht dies nicht im gleichen Umfang wie bei „Rez“, ist aber dennoch sehr stimmungsvoll und gut gemacht. Der Gitarrensound besitzt zudem viele gute Riffs, ist dafür aber zum chillen weniger geeignet.
FAZIT:
„Everyday Shooter“ hat mich mehr in den Bann gezogen, als der pure Scoreshooter „Super Stardust HD“. Das liegt vor allem am tollen Stil der Grafik, dem treibenden Gitarrensoundtrack und den Möglichkeiten Combos zu bilden und zu verbinden. Es entwickelt sich hier eine richtige Sucht, um noch mehr Feinde in die ewigen Jagdgründe zu schicken. Auch die Idee mit dem Schwierigkeitsgrad ist ziemlich gut umgesetzt und macht aus „Eyerday Shooter“ ein kleines Juwel. Das Einzige was stört und den Eindruck etwas trübt, ist das fehlende stufenlose Schießen.
[ Review verfasst von Shagy ]