Ich liebe Automatenspiele! Sie bieten unkompliziertes Gameplay, einen schnellen Einstieg und meistens auch noch grandiose Grafik. Dummerweise liegen aber Welten zwischen einem schnellen Spiel für einen Euro und einem Vollpreiskonsolentitel für sechzig Euro. Deshalb habe ich damals in meinem Test von „OutRun 2006: Coast to Coast" für die PS2 (OnPSX Review) auch darauf hingewiesen, das der Langzeitspielspaß und damit gewissermaßen das „Value for Money" Gefühl unter der fehlenden Herausforderung leidet. Was für fünf Minuten fesselt, kann nach drei Stunden langweilen.
Mit „OutRun Online Arcade" veröffentlicht SEGA nun eine neue Konversion des Spielhallenklassikers „OutRun 2 SP" für die PlayStation 3. Das Spiel kostet allerdings keinen halben Hunderter, sondern ist für einen PSN Titel mit moderaten zehn Euro veranschlagt. Und genau hier liegt auch der Unterschied zu dem alten PS2 Spiel: Für die paar Kröten kann man den geringen Umfang nämlich problemlos verzeihen.
Drifting Heaven
Das Spielprinzip ist leicht erklärt: In einem von zehn Ferraris mit hübscher Beifahrerin rast man von einem Ort zum Anderen. Über Geschwindigkeitskontrollen der Polizei muss man sich keine Sorgen machen. Viel wichtiger sind dagegen, das konstante Halten der Höchstgeschwindigkeit, perfektes Driften und gekonntes Überholen der Konkurrenten und anderer Verkehrsteilnehmer. Punkteboni erhält man aber auch, indem man exzessiv den Windschatten ausnutzt. Letzten Endes zählt nur der Highscore! Platzierungen sind bis auf den Onlinemodus zweitrangig. Dafür fordert das unterschiedliche Fahrverhalten der Ferraris enorm. Manche Biester lassen sich nur schwer zähmen, während man mit anderen kinderleicht um die Kurven braust. Das Spielfeld ist übrigens wie eine auf der Seite liegende Pyramide aufgebaut. Vom Startpunkt aus, kann man an den Gabelungen entweder links oder rechts abbiegen, um so an fünf verschiedenen Zielen anzukommen. Der Schwierigkeitsgrad bzw. Anspruch der Streckenführung nimmt dabei von Norden nach Süden zu. Im Gegenzug düst man durch noch hübschere Landschaften und bekommt verschiedene Abspanne zu sehen. Neben dem klassischen OutRun-Modus darf man auch noch alle Strecken hintereinander durchfahren (dauert knapp 15 Minuten). Daneben existieren noch ein Gegen die Zeit-Modus (ohne Verkehr) und der Herzinfarkt-Modus. Bei letzterem muss man seine Begleitung durch gekonntes Meistern von diversen Aufgaben (Driften, Überholen, Einsammeln von Münzen) beeindrucken. Dafür gibt's dann Bewertungen von E bis AAA. Online darf man gegen andere Spieler direkt antreten und das sogar mit Voice-Chat. Allerdings gab es bei meinen Testspielen öfters mal heftige Lags, wodurch Gegner schon mal vor mich gebeamt wurden. Schlimm ist das vor allem, weil die Fahrzeuge crashen können und man dadurch schnell von der Ideallinie fliegen kann. Ein Splitscreenmodus existiert dagegen nicht.
Pfeilschnell und atemberaubend schön
Selbst heute noch sieht „OutRun 2 SP" spitzenmäßig aus: Die Ferrari-Modelle sehen äußerst detailliert aus, die Umgebungen wirken bunt und vor allem abwechslungsreich (von Schnee über Großstadt bis hin zur Wüste ist alles dabei) und die Framerate ist fast immer konstant und vor allem sauschnell (60fps / 1080p). Anfallende Ladezeiten zwischen den einzelnen Abschnitten werden übrigens durch karge Übergänge maskiert und machen sich dementsprechend kaum bemerkbar. Insgesamt wurde das Spiels ehr gut an die HD-Auflösungen angepasst, lediglich bei der leicht pixeligen Schrift merkt man, dass das Original schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Aber Schwamm drüber, das sind nur Peanuts und das startende Space-Shuttle am Schluss von „Milky Way" (gab sind er PS2 Fassung nicht) entschuldigt sowieso für alles.
Musikalisch hält sich das Spiel ebenfalls streng an die Automatenvorlage. Neben klassischen Dudeltracks der Marke Magical Sound Shower gibt's noch ein paar Vocalsongs zu hören. Leider existiert keine Custom-Soundtrack Option, was zwangsläufig dazu führt, das die Musik irgendwann mal tierisch auf die Eier geht! Die Sprachausgabe ist gewohnt schlecht und zeigt wie viel Mühe sich SEGA damals mit der Lokalisierung gegeben hat - nämlich gar keine. Die Soundeffekte wirken qualitativ auch ein wenig daneben und bestechen definitiv nicht mit 5.1 Sound! Alles kleine Makel, die man hätte vermeiden können. Dafür fallen die Trophäen recht fair aus, manche sind einfach und manche schon ein wenig herausfordernder!
FAZIT:
Ich bin zufrieden - „Outrun Online Arcade" ist eine fast perfekte Umsetzung des Automaten-Klassikers „Outrun 2 SP" und das zu einem Wahnsinnspreis von zehn Euro! Besonders wenn man auf schnelle und unkomplizierte Rennspielaction steht, kommt man um den SEGA Titel nicht herum. Die Grafik macht auch jetzt noch was her, die Steuerung geht flüssig von der Hand und dank des Onlinemodus kann man auch gegen andere Zocker antreten. Lediglich beim Sound gibt es Nachbesserungsbedarf. Als Nächstes wünsche ich mir eine Umsetzung von „Daytona 2: Battle on the Edge". SEGA, ich hoffe ihr lest mit!
[ Review verfasst von .ram ]