Nachdem das blaue Maskottchen von Sega mit zahlreichen anderen Charakteren des Konzerns zum Tennis antrat (OnPSX Review), geht es nun auf die Rennstrecke. „Sonic & SEGA All-Stars Racing” verspricht einen leichten Einstieg und rasanten Arcadespaß für Jedermann. Wir haben das Spiel erstmal zum Boxenstopp herausgewinkt und klären, ob man den Titel wieder auf die Strecke hinauslassen darf.
Miles & More
Integraler Teil des Gameplays ist das Sega-Meilen System. Nur mit Meilen lassen sich Charaktere, Strecken und Musik frei schalten. Doch keine Panik, man verdient diese Meilen nicht allein durch das Bewältigen von Pokal-Herausforderungen, sondern auch durch pures „Fahren“. Egal ob im Zeitangriff oder bei Einzelrennen, umso mehr Kilometer man im Spiel zurücklegt, umso mehr Meilen verdient man und umso schneller kann man den ganzen Bonuskram kaufen. Der Umfang des Spieles fällt übrigens recht ordentlich aus. Zwanzig Charaktere, darunter zahlreiche bekannte Sega Figuren wie Ryo Hayazuki (Shenmue), Alex Kidd (Alex Kidd in Wonderland) und Ulala (Space Channel 5) geben sich die Klinke in die Hand. Schade nur, dass der Fokus auf Sonic und seinen Freunden (Big the Cat – Warum?) liegt, anstatt aus dem restlichen Sega Fundus zu schöpfen. So wird Nights nur eine Statistenrolle als Flaggenhalter zugestanden und die Roboter aus Virtual One oder die Drachen aus Panzer Dragoon sucht man komplett vergebens. Etwas fragwürdig ist zudem die Integration von House of the Dead (bei uns „Curien Mansion“), einer Serie die sich in erster Linie an volljährige Spieler richtet und mit Zobio und Zobiko auch noch zwei lahme Charaktere bietet. Den Figuren stehen vierundzwanzig kunterbunte Strecken gegenüber. Diese beinhalten einfache und vertrackte Kurse – zum Beispiel die Monkey Ball Strecken mit ihren 90° Kurven oder die Highspeed Tracks aus Jet Set Radio.Kniffliger werden die Strecken übrigens durch Hindernisse. Das können Krabben sein, Lasertürme oder Gegenverkehr. Insgesamt wird aber viel Abwechslung geboten und das hält bei der Stange.
Drifting is my Business
Das Fahrverhalten ist wie in der Einleitung schon beschrieben, auf puren Arcadespaß ausgelegt. Und das ist auch gut so. Dadurch kann man sich sofort hinters Joypad setzen und loslegen. Langwieriges Auswendiglernen der Steuerung oder der Strecken sind nicht von Nöten. Wobei man allerdings auch ein paar Vorteile nutzen kann, wenn man die Abkürzungen auf den Kursen kennt. Driften stellt zudem das A und O beim Handling dar. Neben den Beschleunigungspads ist das Driften die einzige Möglichkeit den Boost aufzuladen, um noch schneller über die hübschen Strecken zu brausen. Da sich jedes Fahrzeug minimal in seinen Eigenschaften unterscheidet, sollte man etwas rumprobieren, um sein Ideal zu finden, unspielbar ist das Spiel aber mit keinem Charakter. Der Turbostart zu Rennbeginn kann sich bei einigen Spielfiguren auch als schwierig erweisen, da es hierbei auf das richtige Timing beim Gasgeben ankommt. Einmal unterwegs, wird man die diversen Items, die in Kapseln auf der Strecke verstreut sind, auflesen und natürlich nutzen wollen. Schließlich dienen die Waffen auch dazu, den Gegner wieder nach hinten zu verfrachten. Neben Raketen und riesigen Boxhandschuhen gibt es auch noch Straßenkegel oder nervige Regenbögen, mit denen man die CPU Fahrer bremsen kann. Zudem verfügt jeder Charakter über einen coolen Super-Star Move, der nicht nur grafisch was hermacht (und eine Hommage an die ursprünglichen Spiele darstellt), sondern auch ziemlich effektiv ist. Leider kommt man als Spieler nur sehr, sehr selten in den Genuss dieses Items. Die anderen Fahrer setzen den Super-Star Move allerdings regelmäßig ein, womit ich mal annehme, dass die Entwickler die Spielbalance etwas verhauen haben. Nervig kann es zudem auch später werden, wenn sich vor allem im Gold-Pokal der starke Gummiband Effekt bemerkbar macht. Allein durch fehlerfreies Fahren kann man den Anderen nicht entkommen. Eine gute Portion Glück und geschickter Waffeneinsatz sind ein Muss, um sich Amy und Shadow vom Leib zu halten. Leider gibt’s außer den Sega-Meilen nicht wirklich was zu gewinnen. Das ist gleichzeitig Fluch und Segen, denn die Motivation, den Karrieremodus zu beenden, bleibt somit - sprichwörtlich - etwas auf der Strecke. Neben der Einzelspielerkampagne stehen auch noch unzählige Herausforderungen zur Verfügung. In den Missionen muss man bestimmte Ziele erfüllen (zB. Drifte soviel wie möglich, Umfahre Hindernisse oder Sammle die goldenen Ringe ein). Da man mit jeder Figur spezifische Aufgaben erledigen soll und dafür mit einem Ranking bewertet wird, machen diese Sachen viel Spaß. Wem das nicht reicht, der kann sich auch noch im Vier-Spieler Splitscreen Modus versuchen (fast unspielbar auf Grund der Framerate) oder im Onlinemodus. Gerade hier kann es zu actiongeladenen Rennen mit menschlichen Spielern kommen, wenn man keinen Cheater dabei hat. Diese Spielverderber kommen leider viel zu oft vor und nutzen jeden Glitch auf der Strecke aus, um die abstrusesten Rundenzeiten zu erhaschen. Deswegen sind auch die Leaderboards voll für den Popo. Wenn man sich mal einen Ghost herunterlädt, sieht man das auch allzu deutlich.
Colour me surprised
Zu erst einmal ein Kompliment an die Entwickler. Charaktere und Strecken sehen fantastisch aus. Detaillierte Texturen, viele – vor allem animierte – Details am Streckenrand und Farbe ohne Ende. In „Sonic & SEGA All-Stars Racing” gibt es keine hässlichen „Next-Gen“ Filter! Der Charme der Vorlagen geht zu keinem Zeitpunkt abhanden. Die Sonic the Hedgehog Strecken sehen wie in den Sonic Spielen aus; Jet Set Radio, Samba de Amigo und Monkey Ball stehen den Originalen auch in nichts nach. Alles in Allem macht die Grafik viel her – zumindest im Standbild. Denn sobald die Rennen starten, entdeckt man einen Slowdown nach dem anderen. Und ich rede hier nicht von kleinen Framedrops, sondern richtig starken Rucklern. Logisch, das dann die Präzision auf der Strecke bleibt. Und das kann frustrieren, vor allem in späteren Rennen und bei heiklen Abschnitten. Der Sound überzeugt dagegen auf ganzer Linie. „Sonic & SEGA All-Stars Racing” bietet unzählige Lieder, die entweder auf den Originalen beruhen oder als neu abgemischte Remix Versionen erklingen. Vor allem die Vocal-Tracks, mit denen Sega einst viel Ruhm erntete, überzeugen auch heutzutage noch.
FAZIT:
Was soll ich sagen? Rennspiele müssen sich gut steuern und flüssig spielen. Während das Driften in „Sonic & SEGA All-Stars Racing” keine Probleme bereitet, nerven die extremen Slowdowns. Das geht sogar soweit, dass sich in späteren Events ganz schnell Spaß in Frust verwandelt. Unterm Strich bleibt ein schnörkeloses Rennspiel, das zwar ein nettes Gesamtpaket bietet (Stichwort: Fan-Service), aber bei einer wichtigen grundlegenden Eigenschaft versagt: nämlich der Bildwiederholrate.
[ Review verfasst von .ram ]
UPDATE:
Wenige Wochen nach Veröffentlichung des Spiels erschien ein Update auf Version 1.01. Der Patch beseitigt die Framerateeinbrüche fast komplett – sieht man von ein paar Framedrops hier und da mal ab. Damit erübrigt sich auch der größte Minuspunkt im Review. Da zu dem Zeitpunkt das Review jedoch bereits fertig geschrieben war, beruht meine Spielerfahrung auch auf dem „ruckelnden Gameplay“. Deswegen gibt es auch nur eine kleine Aufwertung bei Grafik & Spielspaß, denn wir möchten ja nicht, dass so eine Veröffentlichungspolitik Schule macht. Spiele haben ab dem Veröffentlichungsdatum flüssig und ruckelfrei zu laufen und man sollte nicht fünf Wochen warten, bis die Entwickler eventuell diese Probleme per Patch lösen.
Pluspunkte:
- Sega Fan-Service
- Kunterbunte, detailreiche Grafik
- Ordentlicher Umfang, leichter Einstieg
Minuspunkte:
- Framerate bricht oft und stark ein – Mit Patch 1.01 behoben (siehe Update)
- Starker Gummiband-Effekt bei der KI der CPU Gegner
- Großer Fokus auf Sonic, andere Sega Charaktere bleiben auf der Strecke